Paris, 29. Januar 1958: Der Film "Fahrstuhl zum Schafott" mit Jeanne Moreau und Maurice Ronet in den Hauptrollen kommt in die Kinos. Die Filmmusik dazu stammt von Miles Davis. In einer einzigen Nacht hat er sie eingespielt. Zur Stadt Paris pflegte der Jazztrompeter eine innige Beziehung.
Bildquelle: Rue des Archives/AGIP/Süddeutsche Zeitung Photo
Die Sendung zum Anhören
1949, bei seinem ersten Paris-Aufenthalt, lernt Miles Davis Juliette Gréco kennen. Der schwarze Jazz-Trompeter aus den USA, im eleganten Anzug, perfekt gestylte Haare, Hemd, Krawatte - und die Pariser Szene-Schönheit werden ein Liebespaar. Nicht nur die Gréco, ganz Paris liegt dem Musiker zu Füßen, und er erlebt die Stadt wie im Rausch: "Juliette und ich pflegten an der Seine spazieren zu gehen, Hand in Hand, küssten uns, schauten uns in die Augen und küssten uns wieder und drückten unsere Hände noch etwas fester", so erinnert sich der Musiker. "Es war wie Magie, als sei ich hypnotisiert worden, als sei ich in einer Art Trance."
Fast zehn Jahre später kehrt Miles Davis in die französische Hauptstadt zurück, musikalische Verpflichtungen bieten eine willkommene Gelegenheit, die Geliebte wiederzusehen, und er taucht erneut ein in das flirrende Nachtleben von Saint-Germain-Des-Prés. Hier wird er von Jean-Paul Rappeneau entdeckt, dem Assistenten des jungen Regisseurs Louis Malle. Der macht sich gerade daran, den französischen Film zu revolutionieren - mit seinem Regie-Debüt "Fahrstuhl zum Schafott". Eine düstere Geschichte um einen Auftragsmord aus Liebe. Die noch unbekannte Jeanne Moreau ist unter anderem dabei und der coole Lino Ventura.
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Jeanne Moreau - Miles Davis - Louis Malle - Paris - 1958
Was der Geschichte noch fehlt, ist der passend lässige Sound. Dafür ist Miles Davis genau der Richtige. Mit seiner Pariser Band improvisiert er zum Geschehen auf der Leinwand, der Filmprojektor rattert und flackert im Rücken des Trompeters. In nur einer Nacht spielt Miles Davis in einem düsteren Studio an der Seine eine genial stimmige Filmmusik ein, die die melancholisch-verlorene Stimmung des Films perfekt ergänzt.
Sind es die Bilder auf der Leinwand, die Miles so inspirieren? Ist es die schöne Jeanne Moreau, die mit im Studio herumlungert? Ist es die verführerische Stimmung der französischen Hauptstadt? Oder sind es die Umarmungen der Gréco? Fest steht - in dieser Nacht entsteht ein Meisterwerk. "Fahrstuhl zum Schafott" feiert am 29. Januar 1958 seine Kino-Premiere.
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