Weil er klar als antisemitisch gelten muss, will Bayreuth Hans von Wolzogen nicht länger mit einem Straßennamen ehren. An seine Stelle rückt nun eine mutige Frau: Friedelind Wagner. Die Entscheidung hat Jahre gebraucht.
Antonia Goldhammer, Journalistin beim BR und gebürtige Bayreutherin, freut sich, dass angesichts der vielen Namensdebatten, die geführt werden, auch noch mal ein Blick auf die Hans-von-Wolzogen-Straße geworfen wurde.
Es habe ja schließlich lange genug gedauert, findet Goldhammer. 2013 sollte der Bayreuther Stadtrat das erste Mal darüber abstimmen, die Hans-von-Wolzogen-Straße, ein wenig unterhalb des Bayreuther Festspielhauses gelegen, umzubenennen. Damals wurde der Vorschlag abgelehnt. "Ich war damals echt traurig, dass es abgelehnt wurde", erinnert sich die Journalistin, "einfach nur mit der Begründung, dass die Anwohnenden ihre Adressen dann ändern müssen."
Ende März 2022 war der Bayreuther Stadtrat mutiger und fällte die Entscheidung einstimmig. Aus der Hans-von-Wolzogen-Straße wird die Friedelind-Wagner-Straße. Oberbürgermeister Thomas Ebersberger findet das richtig. Und nach den Anträgen in den letzten Jahren, sei es jetzt auch an der Zeit gewesen, die Straße umzubenennen: "Zumal auch Friedelind Wagner eine der wenigen ist aus der Wagner-Familie, nach der noch keine Straße benannt ist."
In Sven Friedrich, dem Leiter des Richard Wagner Museums fand sie einen Verbündeten, der das Anliegen in den Stadtrat brachte. Erstmals vor neun Jahren. Beider Beharren hat sich gelohnt. Die Alternative Friedelind-Wagner-Straße sei großartig, freut sich Friedrich.
Friedelind Wagner ist der Beweis dafür, dass man nicht zwingend ein Nationalsozialist sein musste, um zur Familie Wagner zu gehören.
Selbstverständlich hat Bayreuth eine Verantwortung und nimmt das auch an.
Das mit der historischen Verantwortung sieht man in Bayreuth mittlerweile auch so. Auch Dank neuerer Forschungsergebnisse. Von Wolzogen bekam seine Straße 1938 gewidmet. Die Bewertung seines Tuns hat sich geändert, meint Thomas Ebersberger. Nun wird Friedelind wie ihre Brüder Wieland und Wolfgang in Bayreuth geehrt und bekommt eine schmucke Straße im gediegenen Viertel am Fuße des Festspielhügels.
Sendung: Leporello, 14. April 2022 um 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK