Die Niederländerin Antonia Brico dirigierte als erste Frau die Berliner Philharmoniker, doch ihr Weg zum Dirigentenpult war lang und steinig. 1902 wurde sie in Rotterdam geboren, doch die nach zähem Ringen erkämpfte Karriere verlief letztlich nicht so glanzvoll wie erwartet, und sie geriet in Vergessenheit. Die niederländische Drehbuchautorin und Regisseurin Maria Peters hat einen Film über Antonia Brico gedreht. Beeindruckt von dieser Biographie legte sie jetzt mit dem Roman "Die Dirigentin" nach.
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"Ich kann nichts dagegen tun, die Herrentoilette der Konzerthalle zieht mich an wie ein Magnet. Sie befindet sich in einem der unteren Geschosse, direkt unter der Bühne. Es wäre wesentlich praktischer, wenn dort die Damentoilette wäre; aber in der hört man leider überhaupt nichts vom Konzert. This is the place to be."
Damals im New York des Jahres 1926 kennt Willy noch nicht ihre wahre Identität. Als Wilhelmina Wolters, genannt Willy, ist sie als Adoptivkind in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, der Zieh-Vater ist Müllmann. Tagsüber arbeitet sie als Schreibkraft, abends als Platzanweiserin. Aber für Willy steht die Musik an erster Stelle. Unermüdlich übt sie auf einem alten Klavier, das ihr der Vater vom Sperrmüll überlassen hat.
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Sie träumt davon, Dirigentin zu werden, aber noch nie durfte eine Frau in dieser Rolle auf der Bühne stehen. Eines Tages verliert sie ihren Job als Schreibkraft. Es kommt noch schlimmer: Als ihr Idol, der Niederländer Willem Mengelberg dirigiert, schleicht sie sich ins Parkett und setzt sich auf einem Klappstuhl in den Mittelgang. Das kostet sie ihren Job als Platzanweiserin und sie steht vor dem Nichts. Doch sie gibt sich kämpferisch, heuert in einem Jazzclub an.
Robin, der Bandleader wird ein enger Freund und sie verliebt sich in den Konzertmanager Frank. Beide haben auf Ihre Weise dazu beigetragen, dass sie Dirigentin werden konnte. Nachdem Willy die Wahrheit über ihre Herkunft erfährt, nimmt sie ihren ursprünglichen Namen Antonia Brico an. Ihr Weg ist hart, doch sie ist zäh und unbeirrbar. Ihre Entwicklung zur Dirigentin führt von New York, über die Niederlande nach Deutschland und wieder nach Amerika zurück.
„Ich bin mitten in der ersten Probe mit den Berliner Philharmonikern und hochkonzentriert. Daher bemerke ich erst jetzt, dass ein Schneider mit seinem Maßband an mir herummisst, während ich dirigiere.“
Maria Peters: "Die Dirigentin"
Aus dem Niederländischen übersetzt von Stefan Wieczorek.
Atlantik Verlag
336 Seiten
Preis: 22 Euro (gebundene Ausgabe)
Der Kinofilm startet am 24. September 2020
Sendung: "Allegro" am 9. September 2020 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK