Er ist der Grandseigneur der Filmmusik. Unglaubliche 52 Mal wurden John Williams' Soundtracks für den Oscar nominiert, fünf Academy Awards hat er dann auch bekommen. "Star Wars", "Der Weiße Hai", "Jurassic Park", "Harry Potter" – viele Blockbuster sind sicher auch dank seiner unverwechselbaren Melodien so erfolgreich geworden. Mittlerweile ist Williams 88 Jahre alt, denkt aber gar nicht daran, sich zur Ruhe zu setzen. Im Januar 2020 hat er sein Debüt bei den Wiener Philharmonikern gegeben und mit ihnen seine Filmmusik aufgeführt.
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Es ist ein Konzertabend, der dem Wiener Publikum lange in Erinnerung bleiben wird. Gleich drei Größen der Musikwelt kommen im Großen Musikvereinsaal zusammen: Die Wiener Philharmoniker, Stargeigerin Anne-Sophie Mutter und der Großmeister der Filmmusik, John Williams. Schon vor dem Konzert versammeln sich Trauben von Fans am Künstlereingang, um ein Autogramm von John Williams zu erhaschen. Das Publikum im Saal ist jünger als sonst und bunt gemischt: Anzug und Abendkleid, Jeans und T-Shirt, alles ist vertreten. Als John Williams die Bühne betritt, gibt es Jubel und Standing Ovations – bevor er den Taktstock hebt und zum ersten Mal die Wiener Philharmoniker dirigiert.
Dreizehn Titel aus bekannten Filmen haben die Wiener Philharmoniker und Williams für diesen Abend einstudiert. Alle zugeschnitten auf den warmen, majestätischen Orchestersound der Wiener. Mit klarer Schlagtechnik manövriert Williams das Orchester durch die teilweise vertrackten Rhythmen seiner Musik. Aber im Live-Konzert müssen die Melodien ja nicht perfekt auf Filmsequenzen und Frames passen – und so lässt sich Williams in Wien etwas mehr Zeit beim Dirigieren. Der Außerirdische E.T. und sein kleiner Menschenfreund Elliot sausen hier also eine Spur ruhiger mit ihrem Fahrrad durch die Lüfte.
Dieses Album wird lieben, wer …
… sich für Filmmusik begeistert.
Dieses Album ist ein Hörgenuss, weil …
… hier fantastische Filmmelodien auf den majestätischen Orchestersound der Wiener Philharmoniker treffen.
Dieses Album hat gefehlt, weil …
… es ein unvergessliches Live-Konzert mit John Williams für die Nachwelt festhält.
John Williams' Partituren verlangen den Bläsern und Streichern einiges ab. Aber die Wiener Philharmoniker zählen nicht umsonst zu den führenden Orchestern der Welt. Präzise und wunderbar ausbalanciert im Klang erwecken sie die Scores zum Leben. Man hört ihnen die Freude an diesem Ausflug in die Filmmusik deutlich an. Und auch John Williams scheint das Konzert Spaß zu machen. Endlich könne man seine Musik hören, ohne vom Film abgelenkt zu sein, erzählt er dem Publikum mit verschmitztem Lächeln.
Anne-Sophie Mutter, selbst ein großer John-Williams-Fan, veröffentlichte vor genau einem Jahr eine CD mit Filmmusiktiteln aus dem Williams-Universum. Im Konzert-Mitschnitt der Wiener Philharmoniker hat sie leider nur einen kurzen Auftritt von knapp sechs Minuten. Mit "Devil's Dance" aus dem Film "Die Hexen von Eastwick", von ihr selbst arrangiert und mit Herzblut interpretiert.
"Die Hexen von Eastwick", "Hook", "Indiana Jones", "Jurassic Park" – der Live-Mitschnitt von John Williams' Dirigat in Wien ist eine gelungene Zusammenstellung unvergesslicher Filmmelodien. Schade, dass die zauberhafte Musik aus den "Harry-Potter"-Filmen nicht dabei ist, dafür gibt es gleich vier Themen aus verschiedenen "Star Wars"-Episoden. Und im Konzert immer wieder Bravorufe, Getrampel und Standing Ovations für einen der größten Filmmusikkomponisten aller Zeiten.
John Williams:
Ausschnitte aus Filmscores zu
"Hook", "Unheimliche Begegnung der dritten Art", "Die Hexen von Eastwick", "ET - der Außerirdische", "Jurassic Park", "Die Gefährten", "Der weiße Hai", "Indiana Jones", "Star Wars"
Anne-Sophie Mutter (Violine)
Wiener Philharmoniker
Leitung: John Williams
Label: Deutsche Grammophon
Sendung: "Piazza" am 29. August 2020, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK