Mal klingt sie wie Elektro-Beats, dann wie der Motor einer Propellermaschine: die Tuba. Nicht immer nur übernimmt sie die Rolle des gemütlich-weichen Basses im Hintergrund – sie kann auch anders: flink, wendig, groovy.
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Andreas Martin Hofmeir zeigt auch auf seinem neuesten Album, wie vielfältig sein Instrument klingt, seine Fanny, wie er die Tuba nennt. Der Tubist und sein aktueller Duo-Partner, der Geiger Benjamin Schmid, kennen sich schon länger – beide sind Professoren am Salzburger Mozarteum. Und beide sind nicht auf einen musikalischen Stil festgelegt, fühlen sich in der Klassik wie im Jazz zuhause. Genau das zeigen sie auch mit dem Album "Stradihumpa": Barock, Jazz, Ländler, Avantgarde – alles in einer Playlist. Wobei die Klassik halt trotzdem neu-gewandet daher kommt – notgedrungen. Weder Händel noch Mozart haben für diese Besetzung geschrieben. Also spielen Hofmeir und Schmid Adaptionen - wie zum Beispiel das höllische Virtuosen-Glanzstück "La Ronde des Lutins" von Antonio Bazzini. Die Tuba übernimmt hier den Klavierpart. Andersherum bei der Jazz-Nummer "Latin Lover", wo Benjamin Schmid die Geige wie eine Gitarre spielt und die Tuba als Melodieinstrument begleitet.
Neben den Adaptionen gibt es Originalkompositionen von vier Komponisten zu entdecken: Da wären zwei klassisch gehaltene Miniaturen von Jörg Duda, dem Haus- und Hofkomponisten Hofmeirs, sowie zwei moderne Ländler von Jan Koetsier. Christof Dienz hat ein "Concertino vom Lande" geschrieben mit den Satztiteln: "Der wankende Traktorfahrer", "Am Abend dann", ganz träumerisch gehalten, und "Beim Fernsehen" – mit Zitaten aus österreichischen TV-Melodien gespickt, und der "Tagesschau"-Titelmelodie als Schluss. Besonders auffallend: die knapp zehnminütige Auftragskomposition "1+1=3: The Abstraction of Beauty" von Florian Willeitner. Hier wird am meisten experimentiert. Der Booklettext erklärt dazu: "Höhepunkt ist das akustische Übergeben des Tubisten in sein Instrument, lethargisch begleitet von einer resignierenden Geige".
Tuba und Geige – eine ungewöhnliche Kombination, sicher. Eine, die zum Hinhören zwingt, als ob das eine Ohr beim Streich-, das andere beim Blasinstrument wäre. Durch die so meilenweit voneinander entfernten Klangfarben erkennt man beim Hören glasklar die beiden Linien – wie zwei Graphen in einem Koordinatensystem. Mit dem spannenden Effekt, dass etwas Abstraktes unmittelbar erfahrbar wird.
Werke von Georg Breinschmid, Jörg Duda, Florian Willeitner, Henryk Wieniawski, Christof Dienz, Johan Halvorsen, Jan Koetsier, João Bosco und Antonio Bazzini
Benjamin Schmid (Violine)
Andreas Martin Hofmeir (Tuba)
Label: ACT
Sendung: "Leporello" am 10. April 2018 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK