Das "Konzept" dieser CD kann man getrost beiseite lassen. Bei "Modern Art" bezieht sich jeder der 13 erfrischend kurzenTracks auf ein Bild der modernen Malerei, etwa von Jackson Pollock, Larry Rivers oder Yves Klein - die übrigens auch in sehr guter Qualität im großformatigen Booklet reproduziert wurden. Schön, wenn auf diese Weise ein Jazzfan zur Malerei findet oder umgekehrt. Mit der Musik hat das über eine rein assoziative Verbindung von Farben und Fomen hinaus aber wenig zu tun.
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Subtil-delikate Klangtableaus hat die schweizer Schlagzeuglegende Daniel Humair hier aufgenommen, zusammen mit den deutlich jüngeren Vincent Lê Quang, Saxophon, und Stéphane Kerecki am Kontrabass. Mal konkretere Stücke oder eher lockere Themen, meist von einem der drei komponiert, werden sehr frei und äußerst klangsinning umgesetzt und ausgedeutet.
Zählt Daniel Humair längst zu den "Elder Statesmen" des Jazz, ist Vincent Lê Quang hierzulande eher unbekannt. Dabei überzeugt der Saxophonist, Komponist und Professor am Pariser Conservatoire mit einem ganz individuellen Sound. Er lotet die Möglichkeiten seines Instruments nicht durch Überspieltechniken, sondern vor allem im Bereich der Ansprache aus. Damit entwickelt Lê Quang eine ungemein reiche Klangpalette, die auch verschiedenste Arten von Multiphonics zu einem ganz natürlichen Teil seiner Ausdruckswelt werden läßt.
Und Daniel Humair ist sowieso eine Klasse für sich. Er versammelt hier so exquisite Trommel- und Beckenklänge, dass einem davon der Mund geradezu wässrig wird. Das exzellente Gespür für seine Mitmusiker, für musikalische Stimmungen und für den rechten Ton zur rechten Zeit machen sein Spiel immer wieder spannend und aufregend.
Stéphane Kerecki sorgt ganz im ursprünglichen Sinn der Aufgabe eines Bassisten dafür, das Trio zu erden. Sein Ansatz ist konkreter, klanglich robuster als der seiner beiden Kollegen, ohne dabei weniger vielfältig oder originell zu sein. Zu dritt ergänzen sie sich nahezu perfekt. Diese Musik der Zwischentöne und Klangschattierungen ist nicht rauschhaft. Die sehr große musikalische Dichte entfaltet sich auf leise Art.
Daniel Humair (Schlagzeug)
Vincent Lê Quang (Tenor- und Sopransaxophon)
Stéphane Kerecki (Kontrabass)
Label: Incices
Sendung: "Leporello" am 29. Januar 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK