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CD - "War No More" Zum Gedenken an die Toten des 1. Weltkriegs

In diesem Jahr jährt sich das Ende des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal. Grund genug eigentlich, zur Besinnung zu kommen und sich endlich der Tatsache bewusst zu werden, dass Kriege niemals "Gewinner" hervorbringen, sondern stets Verlierer auf allen Seiten. "War No More" heißt deshalb eine neue CD des Regensburger Renner Ensembles. Darauf unternimmt das 24-köpfige Männer-Ensemble einen musikalischen Streifzug durch die A-Cappella-Literatur der Schlacht- und Friedensgesänge.

Der CD-Tipp zum Anhören:

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"Hört, ihr braven Gallier / vom Sieg des noblen Königs Franz": in Clement Jannequins "La Guerre" wird die siegreiche Schlacht des französischen Königs Franz I. gegen das eidgenössische Heer im Jahr 1515 gesungen – nein, regelrecht gefeiert unter Zuhilfenahme musikalischer Lautmalerei. Und solch musikalischer Enthusiasmus scheint durchaus typisch zu sein für Gesänge zum Thema "Krieg". Auch in Edward MacDowells "The Crusaders" ist die anfängliche Begeisterung unüberhörbar. Im zweiten Teil desselben Liedes jedoch verkehrt sich der anfängliche Heldenmut in tristes Heimweh der Kreuzfahrer nach der englischen Heimat.

Stimmliche Flexibilität

Spätestens hier zeigt das Renner Ensemble seine stimmliche und stimmungs-bezogene Wandelbarkeit auf überzeugende Weise. Und im nachfolgenden "Gebet im Kriege" von Wilhelm Kienzl erfährt der anfängliche Schlachtenjubel seinen ersten richtigen Dämpfer. Der Text entstand während des Ersten Weltkriegs; beziehungsweise er wurde, wie es früher hieß "im Felde gedichtet".

Wunderbar ausbalancierter Gesamtklang

Eine Art Sprechgesang wiederum stellt Josef Rheinbergers Vertonung "Die Hunnen" dar, auf einen Text von Friedrich Wilhelm Weber. Darin wird alle kriegerische Grausamkeit – auch das ein probater Reflex – auf den Gegner projiziert, in diesem Fall auf die Hunnen. Auch in sprachgewaltigen Stücken wie diesem zeigt das Renner Ensemble unter der Leitung von Hans Pritschet sein hohes Niveau: präzise Diktion, feinste dynamische Abstufungen und ein wunderbar ausbalancierter Gesamtklang machen dieses Anti-Kriegs-Manifest – so widersprüchlich dies klingen mag – zugleich zu einem Hörgenuss. Zu diesem Eindruck trägt auch die exzellente Aufnahmetechnik bei, die es ermöglicht, diese CD wahlweise mehrkanalig mit entsprechend gesteigertem Raumerlebnis zu hören.

Frieden - ein Traum

Stilistisch spannt "WAR NO MORE" den Bogen vom 16. Jahrhundert über die Spätromantik bis hinein in die Neuzeit mit Komponisten wie Veljo Tormis, Ivan Moody, Jozef Swider und: John Lennon, dessen Friedenssong "Imagine" auch heute noch, Jahrzehnte nach seinem Entstehen, wie ein spinnerter Traum anmutet. Leider.

"War No More"

Musik von
Clement Jannequin,
Edward MacDowell,
Josef Gabriel Rheinberger,
Veljo Tormis,
Friedrich Silcher,
Wilhelm Kienzl,
John Lennon
u.a.

Renner Ensemble Regensburg
Leitung: Hans Pritschet

Label: Ars Produktion

Sendung: "Leporello" am 1. März 2018 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK