Warum geht im Fußball das, was in der Musik nicht geht? Warum erlaubt die Staatsregierung der UEFA in der Allianz-Arena in München vor 14.000 Fans zu spielen, und warum gelten die gleichen Regeln nicht für die Klassik Open Airs und die Stars im Luitpoldhain in Nürnberg?
Gehen von 14.000 euphorischen Fußballfans weniger Aerosol- und Ansteckungsgefahren aus als von 8.000 brav in abgesteckten Parzellen hockenden, ruhig und friedlich lauschenden Klassikfans? Und warum geht das dann aber wieder doch auf dem Münchner Odeonsplatz, der viel kleiner ist als das Luitpoldgelände und dennoch von 2.000 Klassikliebenden pro Konzert besucht werden darf? Und wenn wir jetzt mal über den bayerisch-fränkischen Tellerrand schauen und mit einem kurzen tiefen Schnaufer Berliner Luft schnuppern, dann durften dem diesjährigen Waldbühnen-Open-Air ca. 5.000 Menschen lauschen, von normalerweise 20.000. Und jetzt aber richtig ausatmen!
Was haben sich die Verantwortlichen in Nürnberg ins Zeug gelegt! Nicht zuletzt der Kontaktnachverfolgung wegen hatten sich die engagierten Macher ein kluges und verantwortungsbewusstes Konzept ausgedacht, das nach Expertenmeinung allen gesundheitsbehördlichen Anforderungen genügt hätte und abgesegnet worden wäre. Aber wen schert's? Ministerpräsident Söder nicht und Kunstminister Sibler ebenso wenig. Es ist zum aus der Haut fahren, nein, schlimmer noch! Hier wird an den Grundfesten unserer kulturellen, und eben nicht nur musikalischen Versorgung gesägt. Als ob die Pandemie, dieses miese kleine Coronavirus, nicht schon genug Schaden angerichtet hätte. Die Politik setzt noch eins drauf! Ohne Not, ohne Transparenz, ohne Augenmaß!
Und es steht noch viel mehr auf dem Spiel! Dass das Publikum in Nürnberg die großen Klassik-Open-Airs und alle zwei Jahre die Stars im Luitpoldhain umsonst genießen kann, hat es auch den treuen Sponsoren zu verdanken, die dieses Ereignis Jahr für Jahr finanziell massiv unterstützen. Mit 2.000 zugelassenen Gästen aber kann die Stadt den finanziellen Kraftakt nicht ansatzweise verantwortlich stemmen. Doch machen wir uns nichts vor: Sponsoren sind keine Mäzene. Sie investieren nach klaren Gesetzen. Sie wollen Umwegrentabilität, Sichtbarkeit. Dazu braucht es Planbarkeit. Wenn die aber nicht mehr gegeben ist, sind sie weg und suchen sich sicherere Betätigungsfelder. Und da könnte dann ganz schnell König Fußball wieder absahnen… Und die Musik? Ja wo spielt sie nur …?