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Kommentar: Extremsport Bayreuther Festspiele 2021 How to survive Bayreuth

Ein Besuch der Bayreuther Festspiele war immer schon eine Art Extremsport. Aber wenn wir es bisher, sagen wir mal, mit einem Iron Man zu tun hatten, dann sind die Richard-Wagner-Festspiele in Zeiten der Pandemie der zehnfache Ultratriathlon. Wie Sie die Festspiele 2021 am besten überleben, weiß unsere BR-KLASSIK-Autorin Antonia Goldhammer.

Zugabe zum Anhören: "How to survive Bayreuth" von Antonia Goldhammer

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Erscheinen Sie frühzeitig, noch früher als sonst, frisch getestet, frisch am Fuß des Festspielhügels registriert. Gesundheit geht schließlich vor.

Die Vorbereitung

Und dieses Jahr gilt mehr denn je: Kalkulieren Sie das Fassungsvermögen ihrer Blase, am besten schon Wochen vorher in Testläufen: Vormittags viel trinken, nach 13:00 Uhr nix mehr! Denn dieses Jahr stehen im Festspielhaus keine Toiletten zur Verfügung, sondern weitläufig um das Haus herum. Gesundheit geht schließlich vor. Gleiches gilt für die Garderobe – gibt es dieses Jahr nicht, aber das war eh immer unerheblich. Minimalismus is angesagt! Sie sind wegen der Kunst da, alles konzentriert sich auf das Werk. Richard Wagner wollte das so!

Der Start

Kommen Sie früh, gehen sie in der Pause nur so weit weg wie wirklich nötig. Wenn die Saaltüren zu sind, sind sie zu. Da kommt keiner mehr rein. Richard Wagner wollte das so!

Der Wettkampf läuft

Falls Sie denken: 'Hurra, das wird im Zuschauerraum dieses Jahr entspannter, denn es ist ja nur die Hälfte des Publikums da!' – Falsch! Mag sein, dass es weniger eng ist, aber heiß wird es trotzdem, und Sie tragen ja immer noch die Maske! Gesundheit geht schließlich vor. Und dieses Jahr wird jedes kleine Husten vom den anderen im Publikum noch viel kritischer beäugt als sonst – könnte ja doch ein Fehler im Testergebnis sein?!

Im Bayreuther Festspielhaus kann das Sitzen schon mal hart werden ... Heuer gibt's auch keine Kissen zu leihen. | Bildquelle: Bayreuther Festspiele GmbH / Foto: Jörg Schulze Auch hier heißt es: Üben, üben, üben! Trainieren Sie, Hustenbonbons unauffällig (ohne die Maske abzusetzen) in den Mund zu schieben. Und: Testen Sie unbedingt die klanglichen Qualitäten ihrer Verpackung. Und wenn es doch mal knistert: Contenance, bitte! Verdreschen Sie nicht gleich jeden, der fächert, hustet oder flüstert. Wobei: Flüstern Sie nicht! Die Akustik ist wirklich gut. Richard Wagner wollte das so! Und sie ist in diesem Jahr noch besser, weil ja weniger Leute drin sind. Gesundheit geht schließlich vor.

Ach ja, aus diesem Grund ist auch der Sitzkissenverleih abgeschafft worden, und selber mitbringen dürfen Sie die eh schon seit Jahren nicht mehr. Ja, es wird im wahrsten Sinne des Wortes hart.

Verpflegung während des Wettkampfes

Rennen Sie schnell zum Garderoben-Container, in dem Sie ihr Picknick verstaut haben. Und dann so schnell es geht auf die Wiese. Wie jedes Jahr gilt: Es hat Gründe, warum der Meister kein Foyer geplant hat. Machen Sie das Beste draus! Und: Gesundheit geht vor, alles was man mit einem Foyer verwechseln könnte, ist sowieso gesperrt… Richard Wagner, nunja ... hätte das bestimmt so gewollt.

Die Ziellinie

Am Ende dieses zehnfachen Ultratriathlon werden Sie stolz auf sich sein. Jaaa, Sie werden Sie geflucht haben, jaaa, Sie werden gelitten haben, sehr, sehr gelitten. Doch darum geht’s ja eigentlich, das ist doch die Essenz von Wagners Werk: Denn wo das Leid groß ist, da ist auch die Sehnsucht nach Erlösung groß. Und die Erlösung, Sie wissen es, die kommt! Die kommt spätestens wenn die letzten Töne aus dem mystischen Abgrund in all ihrer Herrlichkeit erstrahlen: Das Gesamtkunstwerk als Erlösung – Oh ja, Richard Wagner wollte das so!

Sendung: "Allegro" am 23. Juli ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK