Gottesdienste sind erlaubt, Konzerte nicht. Warum also nicht in der Kirche musizieren? Der Bariton Thomas E. Bauer hat diese Idee nun im Augsburger Dom umgesetzt. Am Freitagabend startete dort ein 24-stündiges musikalisches Gebet, das online übertragen wurde.
24 Stunden geistliche Musik erklingen ab Freitag, 20. November 18:00 Uhr, im Augsburger Dom. Musiker und Musikerinnen aus dem In- und Ausland treten unter dem Titel "Palestrina – A Global Prayer for the People" in unterschiedlichen Formationen an. Gemeinsam gestalten sie in jeweils einstündigen Etappen eine Andacht, die in voller Länge online gestreamt wird.
Eröffnet wird der Gottesdienst von Bischof Bertram Meier. Er hat die Umsetzung seiner Idee ermöglicht, erzählt Thomas E. Bauer im Gespräch mit BR-KLASSIK. Die Mitwirkenden sind unter anderen Sigiswald Kuijken, der Chor der KlangVerwaltung, Singer Pur, die Choralschola St. Ottilien, das Solistenensemble vom Konzerthaus Blaibach sowie die Augsburger Domsingknaben.
Das ist kein Marketing-Gag, um das Konzertverbot zu umgehen.
Außerdem bezieht sich Thomas E. Bauer auf ein Zitat des Kirchenvaters Augustinus: "Wer singt, betet doppelt". Bei der 24-Stunden-Andacht sollen geistliche Werke Palestrinas erklingen, die sich mantraartig wiederholen –, die die Singenden in eine Art Trance versetzen, sagt Bauer. Das sei auch als Innenschau für die Künstler selbst gedacht: "Wie soll es weitergehen, was ist mein Beruf – das Singen? Eine spirituelle Übung, bei der man zu sich kommen kann. Egal ob man religiös ist oder nicht." Über den Stream können sich die Hörer, so Bauer, dann in diese spirituelle Übung "hineinsingen" lassen – so lange sie eben wollen. Die Chance besteht 24 Stunden lang, und ist kostenlos. Die Übertragung des Gottesdienstes finden Sie hier.
Für das Aufeinandertreffen der Formationen im Augsburger Dom gibt es ein strenges Hygienekonzept. Außerdem müssen sich alle Künstlerinnen und Künstler vorab auf Corona testen lassen.
Sendung: "Leporello" am 19. November 2020 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK