André Previn war ein Künstler buchstäblich zwischen den Stühlen und Stilen, zwischen Filmstudio und Konzertsaal – zweifellos eine der schillerndsten Persönlichkeiten des Musikbetriebs. Am 28. Februar 2019 ist der Dirigent, Komponist und Pianist gestorben – am 6. April hätte er seinem 90. Geburtstag gefeiert.
Am 6. April 1929 in Berlin unter dem bürgerlichen Namen Andreas Ludwig Priwin geboren, hatte André Previn einen ausgesprochen unruhigen Werdegang. Bereits als Neunjähriger floh er zusammen mit seiner jüdischen Familie vor den Nazis über Paris nach Los Angeles. Musikalisch sah er sich zeitlebens als Autodidakt, der zwar schon als Kind das Stern’sche Konservatorium in Berlin besucht hatte, später auch vorübergehend das Pariser Konservatorium, der sich aber dann mit seiner Ankunft in der Filmmetropole Los Angeles vor allem mit der "Schule des Lebens" konfrontiert sah, dem gnadenlosen Prinzip des learning by doing.
Erste Klavierstunden hatte Previn durch seinen Vater erhalten, einen engagierten Amateurmusiker. Zu seinen Förderern im amerikanischen Exil zählten später Personen wie Max Rabinowitsch, Mario Castelnuovo-Tedesco und der Dirigent Pierre Monteux. Von dem ungarischen Geiger Joseph Szigeti erhielt Previn wichtige Impulse zum Kammermusizieren.
Eine entscheidende Rolle spielte schließlich Charles Previn, ein entfernter Cousin seines Vaters, der Musikdirektor der Universal-Studios in Hollywood war. Von ihm übernahm André Previn nicht nur die spätere Schreibweise seines Familiennamens. Er verschaffte ihm auch Zutritt in Hollywoods einflussreichen Musik-Zirkel.
Das elementare Rüstzeug seiner musikalischen Karriere erhielt Previn in Hollywood. Denn ab 1946 stand er dort unter Vertrag und arbeitete sozusagen Tür an Tür mit Meistern wie Miklós Rózsa, Hugo Friedhofer oder Conrad Salinger. Letztere wiederum beeindruckte er durch sein musikalisches Naturtalent und seine bereits in frühester Jugend erworbene Klaviertechnik, die ihn nicht nur zum brillanten Partitur- und Vom-Blatt-Spieler machte, sondern auch zum gefragten Partner internationaler Jazzgrößen.
Bereits mit 13 hatte Previn seine Radiokarriere als Pianist begonnen. Mit 15 gab er ein Jazz-Konzert im Konzertsaal des Los Angeles Philharmonic Orchestra - woraufhin sein damaliger Impresario spontan eine Schallplattenfirma gründete, für die Previn 1945/46 die ersten Aufnahmen machte. Darunter auch eigene Kompositionen wie "Sunset in Blue". Schon bald zählte der junge Emigrant aus Berlin zu den gefragten Jazzmusikern der Szene und trat zusammen mit Ray Brown, Dizzy Gillespie oder Billie Holiday auf. Für das Trioalbum "My Fair Lady" mit Shelly Manne und Leroy Vinnegar erhielt er 1956 die erste Goldene Schallplatte der Jazzgeschichte.
Auch die Musik zu Wilders hinreißender Screwball-Komödie "Eins, Zwei, Drei" stammt von Previn, der daneben zunehmend als Dirigent großer Film- und Musicalprojekte in Erscheinung trat wie "Jesus Christ Superstar", "Der Elefantenmensch" oder dem Sciencefiction-Film "Rollerball".
Später kehrte Previn Hollywood den Rücken und vollzog einen Imagewandel – hin zu sinfonischer Musik und einem Dasein als Dirigent und Komponist orchestraler Werke. Eine seiner wichtigsten Stationen auf diesem Weg war zweifellos der Chefposten beim London Symphony Orchestra, den er von 1969 bis 1979 innehatte. Andere renommierte Klangkörper wie das Pittsburgh Symphony Orchestra, das Los Angeles Philharmonic und das Royal Philharmonic folgten.
Und in zunehmendem Maße trat Previn nun auch als Komponist konzertanter Werke in Erscheinung, schrieb etwa eine Oper mit dem Titel "Endstation Sehnsucht" oder 2002 ein Violinkonzert für seine damalige Ehefrau Anne-Sophie Mutter.