Seit einem Jahr ist Anton Biebl der Münchner Kulturreferent. Wegen Corona heißt seine wichtigste Aufgabe gerade: Sparen. Was bedeutet das für die Kulturprojekte der Stadt – insbesondere für die Gasteig-Sanierung?
Sein erstes Jahr im Amt hatte sich Anton Biebl anders vorgestellt. Vor gut einem Jahr, im Juli 2019, trat er die Nachfolge von Hans-Georg Küppers als Kulturreferent der Stadt München an. Da dachte noch niemand an Corona und daran, wie sehr eine Pandemie die Kulturszene weltweit, aber auch in der bayerischen Hauptstadt, aufrütteln kann. Kampfgeist ist das, so scheint es, was Künstlerinnen und Künstler nun brauchen.
Weniger Plätze und weniger Veranstaltungen bedeuten auch weniger Einnahmen. Das ist auch für die Stadt ein Problem: Den städtischen Institutionen fehlen die Eintrittsgelder, das macht sich besonders da bemerkbar, wo ein hoher Prozentsatz der Einnahmen von Kartenverkäufen kommt, etwa am Deutschen Theater. Zusätzlich brechen durch die Corona-Beschränkungen deutschlandweit die Gewerbesteuereinnahmen der Kommunen ein, das zwingt zum Sparen. "Es trifft uns doppelt", sagt Anton Biebl. "Aber man darf auch nicht vergessen: Die Künstlerinnen und Künstler sind die noch stärker betroffen als die städtischen Einrichtungen." Besonders die freie Szene hat durch die Folgen der Pandemie stark zu kämpfen, Ausfallhonorare gibt es nur selten.
Nun müssen die städtischen Referate 6,5 Prozent ihres Haushalts einsparen. "Konkret bedeutet das, dass wir im laufenden Haushalt knapp 11 Millionen haben einsparen müssen", sagt Biebl. "Das haben wir auch geschafft, auch mit entsprechenden Schwerpunktsetzungen. Und wir müssen jetzt schon wieder überlegen, wie wir die 6,5 Prozent für 2021 einsparen können."
Wenn man einmal Mahlers 'Sinfonie der Tausend' in der Münchner Philharmonie von dem Münchner Philharmoniker gehört hat, dann ist es ein bleibende Eindruck.
"Wir werden mit der Politik verantwortlich anhand dieser 25 Steckbriefe noch einmal prüfen: Was geht? Was geht nicht?", sagt Biebl. Er sei derzeit aber positiv gestimmt, denn die Gasteig GmbH plane weiterhin im Kostenrahmen. Außerdem sei die Interimsspielstätte an der Hans-Preißinger-Straße mit einer Investitionssumme von ungefähr 90 Millionen bereits im Bau und nicht mehr zu stoppen. Die Generalsanierung ist also noch nicht vom Tisch. "Ich werde mich dafür einsetzen", sagt Biebl gegenüber BR-KLASSIK. "Letztlich wird es dann eine politische Entscheidung, die ich dann als Teil der Verwaltung auch akzeptieren muss."
Als Kulturreferent muss Biebl die Entscheidungen akzeptieren, das heißt aber nicht, dass er keine Meinung dazu hätte. "Mich ärgert, wenn der Kulturhaushalt immer gleich als flexibel oder als freiwillige Leistung dargestellt wird", sagt er. Bayern ist ein Rechts-, Kultur- und Sozialstaat, so steht es im Artikel 3 der bayerischen Verfassung. "Das ist ein verfassungsrechtlicher Auftrag, das darf man nicht geringschätzen", sagt Biebl. Außerdem dürfe man nicht unterbewerten, welchen wichtigen Beitrag die Kultur zum gesellschaftlichen Zusammenhalt biete. "Ich glaube, wir leisten einen ganz erheblichen Beitrag für den gesellschaftlichen Frieden in unserer Stadt. Dahinter stehe ich und da habe ich auch entsprechenden Kampfgeist."
Sendung: "Allegro" am 27. Juli 2020 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK