Als der Dirigent Simon Rattle Anfang des Jahres seinen Wechsel ans Pult des Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks bekanntgab, war man in England not amused. Denn damit verbunden ist sein Abschied vom London Symphony Orchestra. Nun ist bekannt geworden, wer ab 2023 seine Nachfolge antritt: Antonio Pappano, derzeit Chef am Royal Opera House in London.
Antonio Pappano ist derzeit Musikdirektor am Royal Opera House in London. Ab September 2023 wird er zunächst als designierter Chefdirigent das London Symphony Orchestra für ein Jahr parallel zur Oper leiten, bevor er sich dann ab Ende Juli 2024 vom Royal Opera House zurückzieht und offiziell die Arbeit als Chefdirigent des London Symphony Orchestra aufnehmen wird.
Als Sohn eines italienischen Gesangspädagogen wuchs Antonio Pappano von Musik umgeben auf. Nach dem Kompositionsstudium und einer Ausbildung als Orchesterdirigent begann seine Opernkarriere an der New York City Opera. Bereits mit 31 Jahren wurde er Musikdirektor, erst an der Norwegischen Oper, später in Brüssel und seit 2002 am Royal Opera House London, sowie seit 2005 beim Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia.
Mit dem London Symphony Orchestra pflegt Antonio Pappano eine lange und intensive Zusammenarbeit. „Das war eine der wichtigsten Beziehungen meines Lebens“, sagt er im Gespräch mit BR-KLASSIK. Schon in der Vergangenheit schwärmte der Dirigent von der einzigartigen Energie, dem Flair und der Virtuosität des Orchesters. Seine Ernennung zum Chefdirigenten bezeichnet er als wunderbares Geschenk und als Traum, der nun wahr werde. Den Fokus seiner Arbeit möchte er zusammen mit der Managerin des London Symphony Orchestra, Kathryn McDowell, passend zur Pandemie auf die Erforschung neuer technologischer Möglichkeiten legen und damit ein noch größeres Publikum erreichen.
Die Pandemie und auch der Brexit haben dem Orchester doppelt zu schaffen gemacht. So stark sogar, dass Sir Simon Rattle daran zweifelte, ob es die Krise überleben wird. Doch Pappano gibt sich zuversichtlich. Die Pandemie sei auch eine Chance gewesen, kreativ zu werden und sich über die Identität des Orchesters neue Gedanken zu machen, sagt er im Gespräch mit BR-KLASSIK: "Das Orchester ist sehr stark, und die Hoffnung ist, dass es vielleicht eine neue Identität schöpfen kann in der nächsten Zeit." Einen Weg aus der Krise sieht Pappano in Konzerten, die in nächster Zeit vermehrt innerhalb Großbritanniens stattfinden sollen, und in der Entwicklung neuer Formate. „Wir haben eine Mission, ein Ziel ... we will bring it home!“
Sendung: "Leporello" am 30. März 2021 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK