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Premiere des Ballets "Dürer's Dog" in Nürnberg Der Körper ein Zeichenstift

Bereits vor einigen Jahren beschäftigte sich Goyo Montero, der Chefchoreograph des Nürnberger Balletts, in Franciso Goya mit einem Meister der Bildenden Kunst. Für sein neues Stück wandte er sich einem der berühmtesten Söhne Nürnbergs zu: Alfred Dürer. Am 9. Dezember feierte "Dürer's Dog" Premiere. Das Publikum sah eine kreative und persönliche Herangehensweise an das Werk Dürers.

Goyo Monteros Ballet "Dürer's Dog" in Nürnberg: Pas de deux mit Sündenfall

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Eine bieder illustrierte Dürer-Story ist diese Uraufführung ganz sicher nicht: keine langweiligen "Tableaux vivants" mit Motiven des Nürnberger Meisters, keine Vier Apostel und auch kein Hase. Sogar Dürers Hund, nach dem das Ballett ja benannt wurde, sucht man auf der Szene zunächst vergeblich. Stattdessen gibt es eindringliche Bilder zu dramatischer Musik.

Der Körper ein Zeichenstift

Mitten in einem blau bestrahlten Gaze-Kubus schwebt gleich zu Beginn des Stücks ein Tänzer geheimnisvoll vom Bühnenhimmel auf den Theaterboden. Ganz sachte. Ein Außerirdischer? Ein Führer? Ein in seiner eigenen Welt Gefangener? Ein Genie? Dürer? Vielleicht alles zusammen. Jedenfalls wird er unten von einer Masse in hautengen Trikots steckender Figuren sehnsüchtig erwartet. Sie reagieren synchron auf seine Bewegungen, stehen brav in Reih' und Glied. Mal umrunden sie den Riesenwürfel, mal wirbeln sie durcheinander. Mit Hilfe dynamischer Lichtprojektionen hinterlässt der Protagonist fahrige Leuchtspuren auf textilem Hintergrund: der Körper ein Zeichenstift und der Tanz eine überdimensionale Skizze, choreographiert vom Ballettchef des Nürnberger Staatstheaters Goyo Montero.

Die Inszenierung in Bildern

Welten voller Schönheit

Eine riesige, atmende Fläche golden schimmernder Fallschirmseide an der Decke und große, durchscheinende Vorhänge - hintereinander angeordnet wie transparente Schichten brillanter Lasurmalerei - entführen den Betrachter in Welten voller Schönheit, gesteigert durch faszinierende Lichteffekte. Adam und Eva hat Albrecht Dürer mehrmals porträtiert, etwa auf einem Kupferstich oder Gemälde. Und so wundert es nicht, dass jetzt in Nürnberg das Ur-Elternpaar der Menschheit über die Bühne turnt, in fleischfarbenem Dress, bald umgeben von ineinander verknäulten Körpern des Staatstheater-Balletts: Pas de deux mit Sündenfall.

Akteure auf Riesenkugel

Szenenbild aus "Dürer's Dog" | Bildquelle: © Jesús Vallinas Dissonanzen und düstere Szenenfolgen bieten an diesem Abend ein Kontrastprogramm zur dominierenden Harmonie. Abgründe tun sich auf. Strichfiguren stürzen in die Tiefe. Auf einer Riesenkugel balancierende Akteure erinnern an Dürers geometrische Arbeiten, andere Sequenzen an seine Proportionsstudien. Bis auf einige Längen überzeugt die Choreographie. Unterstützt wird sie von einer Soundcollage, die aus Werken von Penderecki und häufig Vivaldi besteht, aber auch aus elektronisch akzentuierter Musik des kanadischen Komponisten und Soundtüftlers Owen Belton - eine Auftragsarbeit.

Hund als Alter Ego

Immer wieder gibt es spannende Momente bei diesem Ballettabend, der durch die Staatsphilharmonie Nürnberg unter dem einfühlsamen Dirigat von Guido Johannes Rumstadt und durch die beeindruckende Arbeit des Video- und Installationskünstlers Frieder Weiss an Format gewinnt. Und zum Schluss taucht er dann doch noch auf, entsprungen einem Holzschnitt aus der "Großen Passion": der Hund des Malers, "Dürer's Dog". Ein zerzaustes, strubbeliges Etwas - ein ironisches Alter Ego des Künstlers. Nach rund 120 Minuten ist die temporeiche Inszenierung vorbei. Viel Vivaldi und erstaunlich wenig Dürer. Keine plumpe Umsetzung dessen Oeuvres, sondern weiterentwickelte, in die Abstraktion geführte Dürer'sche Motive mit viel Raum für Assoziationen. Eine sehr persönliche, in weiten Strecken gelungene Interpretation von Werk und Biographie des Nürnberger Malers.

Sendung: "Allegro" am 11. Dezember 2017, 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

"Dürer's Dog" in Nürnberg

Goyo Monteros Ballett "Dürer's Dog" erlebt bis einschließlich 9. Februar noch mehrere Vorstellungen.
Nähere Informationen erhalten Sie hier.