Im Skandal um die ECHO-Verleihung an die umstrittenen Rapper Kollegah und Farid Bang haben jetzt auch Daniel Barenboim, Christian Thielemann und die Sächsische Staatskapelle angekündigt, ihre Auszeichnungen zurückzugeben.
Die Barenboim-Said Akademie teilte am Montag in Berlin mit, die Entscheidung Barenboims, seine ECHO-Preise zurückzugeben, sei gemeinsam mit der Staatskapelle Berlin und dem West-Eastern Divan Orchestra getroffen worden.
"Kommerzielle Interessen dürfen nicht überwiegen, wenn es um so essenzielle Fragen des Anstands und unserer Menschlichkeit geht", begründete der Chefdirigent der Berliner Staatskapelle und Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden seinen Schritt. Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie und die offene Verachtung von vermeintlich Schwächeren und Minderheiten seien ein Missbrauch von Freiheit, "den wir als Gesellschaft niemals tolerieren dürfen", sagte Barenboim.
Daniel Barenboim wurde laut ECHO-Homepage zwischen den Jahren 2000 und 2013 insgesamt acht Mal mit dem Musikpreis ausgezeichnet, unter anderen zusammen mit der Staatskapelle und dem West-Eastern Divan Orchestra, das er als Nahost-Versöhnungsprojekt gegründet hat.
Die Auszeichnung der beiden Rapper am 12. April hatte eine breite Debatte über Antisemitismus ausgelöst. Kollegah und Farid Bang erhielten den Echo für ihr Album "Jung, Brutal, Gutaussehend 3" in der Kategorie Hip-Hop/Urban National, obwohl bereits ihre Nominierung auf großen öffentlichen Protest gestoßen war. Auf dem Album findet sich etwa die Textzeile "Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow". Im Song "0815" heißt es: "Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen".
Inzwischen haben etliche ECHO-Preisträger ihre Auszeichnungen aus Protest zurückgegeben. Darunter das Notos Quartett, der Pianist Igor Levit und Dirigent Enoch zu Guttenberg. Der Safthersteller Voelkel hat sich als Sponsor der Preisgala ebenfalls zurückgezogen. Der Bundesverband Musikindustrie, der die Auszeichnungen vergibt, denkt über grundlegende Änderungen bei Nominierung und Preisvergabe nach.