Am Ende muss er 15 Jahre in den Knast, wird aber wegen "guter Führung" vorzeitig entlassen: Frank W. Abagnale Jr. ist Scheckbetrüger und Hochstapler, aber alle Herzen fliegen ihm zu - auch am Staatstheater Nürnberg in der Regie von Gil Mehmert. Das Musical "Catch me if you can" feierte am Samstag Premiere.
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Die Farbfernseher werden ja immer besser, aber die Wirklichkeit, die erscheint vielen nur noch schwarz-weiß, um nicht zu sagen: Graustichig. Vielleicht sogar grobkörniger als früher, denn in den sechziger Jahren, da war die Zukunft noch eine Verheißung, heutzutage ist sie ja eher eine Bedrohung. Piloten streiken, Ärzte jammern, Anwälte verzweifeln - Traumberufe sind rar geworden. Das ist im Musical "Catch me if you can" noch anders, da genießt der junge Hochstapler Frank Abagnale Jr. Uniform, Kittel und Robe: In den sechziger Jahren alles noch Kennzeichen für einen gemachten Mann, ja den Sinn des Lebens, denn der hieß damals noch Karriere.
Fortan mogelt er sich durchs Leben, will es endlich "live und ganz in Farbe" genießen, und das Bizarre daran: Alle machen es ihm leicht, sogar das FBI. Ob das heute anders wäre? Einerlei, David Jakobs spielt und singt diesen Kerl großartig, glaubwürdig, mit augenzwinkerndem Charme und als überwältigender Sympathieträger. Ebenso fesselnd: Der Holländer Rob Pelzer als FBI-Jäger Carl Hanratty - hart und unerbittlich, aber gleichzeitig einsam, schrullig und mit dem Herz am rechten Fleck. Wirklich stark, wie gut dieses Ensemble zusammengestellt wurde, niemand unter den Solisten fällt gegenüber den anderen ab, auch die kleinste Rolle wird mit Feuer und Verve gespielt. Und weil auch die Tonanlage mitmacht, kommt das akustisch endlich mal klar und sauber rüber - wie oft müssen sich Stadttheater mit scheppernden, hohltönenden und unzuverlässigen Lautsprechern behelfen.