Der jüngste Choreograf des Royal Ballets in London galt als neue Hoffnung der Ballettszene, nun ist der 35-jährige Liam Scarlett tot. Im vergangenen Jahr waren Missbrauchsvorwürfe gegen ihn laut geworden. Liam Scarlett war am 16. April in seinem Haus in Ipswich, einer Stadt in England, gestorben.
"Mit großer Traurigkeit geben wir den tragischen, zu frühen Tod unseres Liam bekannt", teilte die Familie des Choreografen am Samstag mit. Über die Umstände sagte sie nichts. Liam Scarlett war am 16. April in seinem Haus in Ipswich, einer Stadt in England, gestorben. Seine lange Zeit einzigartige Karriere war in den letzten Jahren überschattet gewesen.
Im Sommer 2019 wurde er an der Royal Ballet School mit Missbrauchsvorwürfe konfrontiert. Laut Aussage einiger Schüler soll er unter anderem in ihre Garderobe gekommen sein und sie aufgefordert haben, ihm Nacktfotos zu schicken. Als Reaktion darauf wurde er vom Royal Ballet zunächst suspendiert, bevor man ihm im März 2020 schließlich kündigte. Die Vorwürfe waren untersucht worden, eine juristische Verfolgung fand allerdings nicht statt. Liam Scarlett selbst hatte sich nie öffentlich dazu geäußert. Dennoch bekam er die Folgen zu spüren und musste einige Absagen hinnehmen, unter anderem vom australischen Queensland Ballet und vom San Francisco Ballet. Zuletzt, am Tag seines Todes, hatte auch das Ballett in Kopenhagen bekannt gegeben, seinen "Frankenstein" nicht zu zeigen.
Aus München, wo derzeit digital die Ballettfestwoche 2021 stattfindet, gibt das Bayerische Staatsballett seine große Bestürzuung über den Tod von Liam Scarlett in einem Online-Statement bekannt. Darin heißt es, er gehörte "zu den größten Talenten der Ballettwelt". Und weiter: "Der Verlust Liam Scarletts betrifft das Bayerische Staatsballett auf einer künstlerischen wie auch persönlichen Ebene." Die Aufführung von Scarletts Stück "With a Chance of Rain" widmete das Haus dem verstorbenen Choreografen.
Sendung: "Allegro" am 19. April 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK