Die bayerischen Chorverbände wollen das aufgrund der Corona-Pandemie nach wie vor geltende Probeverbot nicht länger hinnehmen. Der Bayerische, der Fränkische und der Maintal-Sängerbund sowie der Chorverband Bayerisch-Schwaben fordern eine Regelung, wann und wie die Chöre wieder zu einem Proben- und Konzertbetrieb zurückkehren können.
Laienmusiker dürfen wieder proben, Chöre aber nicht: Die bayerischen Chöre fühlen sich gegängelt und machen ihrem Ärger in einem Brandbrief Luft. 90.000 Sänger warteten im Freistaat auf ein Signal aus den Ministerien. Das Vorgehen der Staatsregierung sei "völlig unverständlich", heißt es in dem gemeinsamen Brief der vier Chorverbände. Verschickt wurde das Schreiben an CSU-Politiker in Bayern: an Gesundheitsministerin Melanie Huml, Kunstminister Bernd Sibler und Staatskanzlei-Chef Florian Herrmann.
In ihrem gemeinsamen Brief verweisen der Bayerische, der Fränkische, der Maintal-Sängerbund sowie der Chorverband Bayerisch-Schwaben auf Regelungen in Baden-Württemberg und Hessen, die Chorarbeit wieder ermöglichen. Auch haben sie dem Brief ein Hygienekonzept für Chorproben beigefügt, das auf wissenschaftlichen Studien basiere und als Entscheidungshilfe für die Wiederzulassung von Chorproben in Bayern dienen könne.
In der vergangenen Woche hatte das bayerische Kunstministerium mitgeteilt, dass Laienmusikgruppen mit maximal zehn Musikern unter Einhaltung von Hygienevorschriften ab diesem Montag wieder proben dürfen. Chöre und Gesangsgruppen wurden davon aber ausgenommen. Zur Begründung hieß es aus dem Ministerium, nach Einschätzung von Experten sei bei ihnen nach wie vor eine erhöhte Infektionsgefahr gegeben.
Das Telefon unserer Geschäftsstelle steht seit Freitag nicht mehr still.
Die Regelung habe zu heftigen Reaktionen geführt, teilte der geschäftsführenden Präsident des Chorverbands Bayerisch-Schwaben, Jürgen Schwarz, mit. Das Telefon in der Geschäftsstelle sei nicht mehr stillgestanden.
Zumindest ein Probebetrieb sei mit entsprechenden Schutzmaßnahmen wieder möglich, heißt es in dem Schreiben der Chorverbände. In Baden-Württemberg sei es den Amateurchören bereits wieder gestattet, gemeinsam zu singen. Auch der Bayerische Musikrat hatte das Gesangsverbot in Bayern bereits als "unzumutbare Gängelung" kritisiert.
Ab dem 22. Juni 2020 dürfen Chorsänger sich in Bayern wieder zum Proben treffen, unter strengen Hygienevorgaben. Das verkündete Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei der Pressekonferenz am 16. Juni zu den Corona-Lockerungen in Bayern.
Sendung: "Leporello" am 08. Juni 2020 ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK