Die Sopranistin Christiane Karg gab am 6. Dezember ihr Debüt an der Metropolitan Opera New York. Sie singt dort die Susanna in Mozarts "Figaros Hochzeit". Die Partie gehört zu ihrem festen Repertoire - doch fordert die ambitionierte Inszenierung von ihr alles.
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BR-KLASSIK: Wie ist es gelaufen, das Met-Debüt?
Christiane Karg: Es ist sehr gut gelaufen. Es war auch gar nicht so aufregend, wie ich dachte. Viele haben mich darauf hingewiesen: "Du hast ein Debüt, das ist ja aufregend!" Aber ich habe die Partie der Susanna schon ein paar Mal gesungen, auch schon mit Luca Pisaroni musiziert, mit Adam Plachetka sogar diese Oper gemacht, mit Harry Bicket war ich gerade im Frühjahr erst auf Tour. Also, die Kollegen kannte ich, das Stück kannte ich, das Haus war neu und dann war es gar nicht so viel Neues.
BR-KLASSIK: Aber ist stelle mir vor, das Haus ist doch eine ziemliche Herausforderung. 3.900 Sitzplätze bietet die Met, riesig also, fast doppelt so groß wie die Bayerische Staatsoper, die nur 2.100 Plätze hat. Wieviel mehr muss man da als Sängerin geben, um überhaupt das Gefühl zu haben, gehört zu werden?
Christiane Karg: Das seltsame ist: Man muss gar nicht so viel geben, man muss einfach vertrauen. Ich habe auch zwei Mal in Chicago gesungen. Dort ist das Haus ein bisschen kleiner als in New York, und da habe ich das Gefühl, da muss man wirklich mehr singen, mehr geben. In New York muss man nicht unbedingt mehr singen, sondern wahnsinnig viel mehr Energie geben und alles größer spielen. Das ist sehr mühsam, denn ich war echt erledigt am Tag nach der Vorstellung; nicht stimmlich, sondern, weil ich alles geben habe. Das ist ja auch schön, besser hätte es nicht laufen können. Es hat einfach funktioniert, weswegen ich auch sehr glücklich war. Also, die Knie sind wund, ich habe mich ins Zeug gelegt, mich auf den Boden geschmissen - es ist eine sehr agile Inszenierung für die Susanna. Ich merke auch die Grenzen der Partie, dass ich keine 25 mehr bin. Ich glaube auch, nach dem Met-Debüt kann ich diese Partie auch langsam ad acta legen.
Die Ästhetik in Amerika ist eine andere.
BR-KLASSIK: Nun ist es mit den Opernhäusern in Amerika anders, auch die Met ist ein privat finanziertes Opernhaus. Hat das spürbare Auswirkungen auch auf Sie als Künstlerin, was beispielsweise den Ablauf, die Proben, den Umgang untereinander betrifft, oder ist Oper letztendlich dann doch Oper?
Christiane Karg: Vielleicht bekomme ich das in dieser Produktion nicht so mit. Natürlich ist die Ästhetik in Amerika auch eine andere. Die Produktionen sind insgesamt ein bisschen anders, das Musizieren ist auch anders, der Geschmack ist anders, die Kostüme sehen ein bisschen anders aus, aber den Figaro betrifft es nicht. Insgesamt wird mit dem Programm nicht so viel gewagt wie in Deutschland, sei es szenisch, als auch von der Programmierung. Man ist auf die Gelder, auf die Kartenverkäufe angewiesen, und die Karten sind viel teurer. Wenn man die teuerste Karte eines Festivals in Europa nimmt, ist die noch nicht so teuer, wie eine Karte hier im Repertoire-Betrieb. Deshalb ist das Publikum auch ein etwas anderes.
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Bildquelle: © Steven Haberland
BR-KLASSIK: Sie sind eine Künstlerin, die gerne die Dinge wagt, auch was Ihre Alben angeht. Ihr jüngstes Album heißt "Parfum", mit französischem Repertoire, dass Sie als Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk und den Bamberger Symphonikern aufgenommen haben. Und parallel zur CD ist auch ein Parfüm herausgekommen, dass Sie gemeinsam mit einer Parfümeurin kreiert haben: "L'art pour l'art", so heißt dieser Duft. Ich glaube, das ist nicht zum Geldverdienen in die private Tasche gedacht, sondern um die Nachwuchsförderung in Sachen klassischer Musik anzuschieben. Was genau hat es mit dem Parfüm und der Idee dahinter auf sich?
Mozarts "Le Nozze di Figaro"
Mit Christiane Karg (Susanna), Luca Pisaroni (Graf), Adam Plachetka (Figaro) und anderen
Musikalische Leitung: Henry Bicket
Weitere Infos auf www.metopera.org
(Sendung: "Leporello" am 11. Dezember 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK)