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Sorgen um "Corona-Generation" junger Musiker Karriere trotz Pandemie?

Wer den Entschluss fasst, Profimusiker zu werden, brauchte bereits vor der Corona-Pandemie viel Mut, Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen. Wie sieht aber die Zukunft angehender Musiker aus, wenn Probevorspiele und Vorsingen nur begrenzt stattfinden können und Wettbewerbe und Musikprojekte reihenweise abgesagt werden?

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Seit März 2020 sind für Nachwuchsmusikerinnen und -musiker nahezu alle Möglichkeiten weggebrochen, sich bei Orchestern, an Opernhäusern oder auf dem freien Markt zu präsentieren. Von heute auf morgen gab es keine Vorspiele mehr um begehrte Orchester- oder Ensemblestellen, keine Wettbewerbe. Auch die Akademisten, also junge Musiker, die an der Akademie eines Orchester studieren, wurden vorläufig freigestellt.

Wettbewerbe verschoben, Probespiele wieder möglich

Viele Wettbewerbe und Projekte wurden um mindestens ein Jahr verschoben. Probevorspiele und Vorsingen konnten im Jahr 2020 nur vereinzelt stattfinden. Der Trompeter Florian Kastenhuber war durch Corona von seinem Platz als Akademist der Münchner Philharmoniker freigestellt worden. Da er deshalb keine Konzerte spielen durfte und somit kein Einkommen hatte, kündigte er kurzerhand sein Zimmer in München und zog zurück zu seinen Eltern, auf einen Bauernhof in Oberösterreich.

Man wird fallengelassen, wenn es wirklich hart auf hart kommt.
Trompeter Florian Kastenhuber

Florian Kastenhuber hat beschlossen, zweigleisig zu fahren: Sein landwirtschaftliches Studium in Wien läuft parallel zur musikalischen Ausbildung. So steht der Trompeter weniger unter Druck bei der Stellensuche. Auch wenn er es weiter im Musikgeschäft versuchen will, sieht er die Zukunft nüchtern. Kunst und Kultur werde gerne verwendet, um sich daran zu erfreuen, sagt er. Wenn es aber wirklich hart auf hart kommt, werde man fallengelassen.

Düstere Aussichten für den Nachwuchs

Präsident der Hochschule für Musik und Theater in München: Bernd Redmann | Bildquelle: Hochschule für Musik und Theater Große Sorgen um diese "Corona-Generation" junger Musiker macht sich Bernd Redman. Der Präsident der Hochschule für Musik und Theater München zeichnet ein düsteres Bild. Demnach würden die nächsten fünf Jahre sehr schwierig für das ganze Kultur- und Musikleben werden. Kommende Absolventinnen und Absolventen bekämen zudem weniger Chancen als die vorhergehende Generation. Es sei also zwingend notwendig, so Redmann, die aktuell Studierenden bei ihrem Studium zu halten, eventuelle psychische Probleme und Zukunftsängste ernst zu nehmen und als Musikhochschule darauf zu reagieren.

Wir haben ein Career Center, wir haben vielfältige Beratung und Betreuung. Aber wir haben jetzt natürlich ganz andere Bedingungen.
Hochschulpräsident Bernd Redmann

Kann die Politik helfen?

Der Hochschulpräsident setzt auf Unterstützung aus der Politik, auf die Förderung von Volontariats- und Praktikumsstellen in den Büros von Kultureinrichtungen, auch auf großzügigere Vergabe von Wettbewerbspreisen und Stipendien, die Musikern eine Chance bieten, die Zeit ohne Job zu überbrücken.  

Im Sommer 2020 bekamen die Musikhochschule München und das Studentenwerk die Zusage für den Bau von 80 Wohnplätzen für Studierende. Nicht mehr rechtzeitig für die Sängerin Freya Apffelstaedt. Sie studiert Konzertgesang im Master in München und war auf der Suche nach einer neue Wohnung. Ihre Teilnahme am renommierten Young Singers Project der Salzburger Festspiele, ein riesiges Karriere-Sprungbrett, musste wegen Corona auf 2021 verschoben werden. Zwar kann sie mit Hilfe ihrer zwei Stipendien die Miete bezahlen, außer ein paar kleinen Anfragen für Gottesdienste hat sie so gut wie keine Verdienstmöglichkeit. Ans Aufgeben denkt die junge Sängerin trotzdem nicht. Den ersten Lockdown hat sie dazu genutzt, um neues Repertoire einzustudieren und Russisch zu lernen.

Man muss schon ein bisschen was wagen, um diesen Beruf zu beginnen. Und das hat sich bei mir nicht geändert.
Freya Apffelstaedt

Dieser Artikel wurde am 16. Juli 2020 erstmals veröffentlicht und am 5. März 2021 aktualisiert.