Ob bei den Bayreuther und Salzburger Festspielen, an der Mailänder Scala und der Met in New York: Der ungarische Dirigent Ádám Fischer kann auf eine lange internationale Karriere zurückblicken. Seit der Spielzeit 2015/16 ist Fischer "Principal Conductor" der Düsseldorfer Symphoniker geworden. Am 9. September wird er 70 Jahre alt. Brücken zu bauen und Grenzen zu überwinden war ihm immer sehr wichtig.
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Ádám Fischer stammt aus einer Musikerfamilie- besser: einer Dirigentenfamilie: Nicht nur sein Vater Sandor Fischer, sondern auch sein Bruder und sein Cousin sind Dirigenten. Eine ähnliche Familiensituation wie bei Carlos Kleiber. Kleiber war Ádám Fischers großes Vorbild. Besonders Kleibers Intensität hat ihn fasziniert. Zwischen 1979 und 1981 ist Fischer an der Münchner Staatsoper eingesprungen, wenn Carlos Kleiber mal nicht dirigieren konnte.
Ádám Fischer wächst im kommunistischen Ungarn auf. Seine Eltern sind durch die Hölle des Holocausts gegangen und haben dabei fast ihre ganze Familie verloren. Bei Ádáms Entschluss, Musiker zu werden, spielte eine Überlegung der Eltern eine entscheidende Rolle.
Die haben gemeint, man soll nicht einen Beruf haben, der an die Sprache gebunden ist.
Denn die Sprache könnte es erschweren, in Zukunft vielleicht wieder wegzugehen zu können, befürchteten seine Eltern. Musik erschien da als genau richtig. Schießlich ist sie von Sprache unabhängig.
Es ist faszinierend zu sehen, wie Haydn auch unsere Emotionen in seiner Musik ausdrückt.
Doch da ist nicht nur Fischers Liebe zu Haydn: auch Wagner gilt sein Interesse. Das führte ihn 2001 nach Bayreuth. Im Gepäck hatte er einige neue Ideen, gerade was die Interpretation der "Walküre" anbelangt. Diese empfindet er als sehr transparent, sehr kammermusikalisch. Der Klang sei fast wienerisch, betont Fischer.
Ob in Bayreuth, an der Metropolitan Opera oder der Mailänder Scala, ob mit Haydn, Mozart oder Wagner: Ádám Fischer überwindet mit seinen innovativen Ideen politische und künstlerische Grenzen. In die Gefühle, mit denen er Musik interpretiert, lege er die Erfahrungen seines Lebens hinein, erklärt er. Mit Musik kann er so mehr ausdrücken, als er es mit Worten jemals könnte.
Sendung: "Allegro" am 09. September 2019 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK