Das European Union Youth Orchestra verlegt seinen Sitz auf Einladung des italienischen Kulturministeriums von London nach Italien, wie das Orchester am Mittwoch mitteilte. Das 1976 gegründete Jugendorchester zieht damit die Konsequenz aus dem bevorstehenden Brexit.
Der bevorstehende Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union hat auch Auswirkungen auf das European Union Youth Orchestra (EUYO). Ab 2018 wird das bisher in London beheimatete Ensemble seinen offiziellen Sitz in Italien haben, mit den Standorten Rom und Ferrara, wie das Orchester auf seiner Homepage mitteilte. Italiens Kulturminister Dario Franceschini hatte dem Orchester den Umzug nach Italien angeboten. Es mache keinen Sinn, den Sitz des Orchesters außerhalb der EU zu haben, sagte der Geschäftsführer des EUYO, Marshall Marcus, dem britischen "Guardian". Man könne keine EU-Fördermittel beantragen, wenn man nicht Mitglied der EU sei.
Die neue Vereinbarung ist ein Signal für eine mutige, fantasievolle und nachhaltige Zukunft für unser Orchester
Weiters gab das EUYO bekannt, dass die seit 2014 bestehende Partnerschaft mit dem Festival Grafenegg in Niederösterreich vertieft werden soll. Das Orchester trat dort bislang im Rahmen des "Grafenegg European Music Campus" auf. Ab 2018 soll das EUYO "Orchestra in Residence" in Grafenegg werden.
Das European Union Youth Orchestra wurde 1976 nach einem Beschluss des europäischen Parlaments gegründet und wurde seitdem immer wieder von namhaften Dirigenten geleitet, darunter Daniel Barenboim, Claudio Abbado und Leonard Bernstein. Bis zum Jahr 2013 agierte es mit Unterstützung der EU als kultureller Botschafter für die Europäische Union. Nach der Umstellung der EU-Richtlinien zur Kulturförderung 2014 drohte dem Orchester das Aus: Weil nur noch einzelne Projekte statt ganzer Institutionen unterstützt werden sollten, geriet die Orchesterexistenz in Gefahr. Prominente Künstler wie Dirigent Simon Rattle hatten gegen die Auflösung des European Union Youth Orchestra protestiert. Anfang Juni 2016 hatte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Maßnahmen zum Weiterbestand des Orchesters präsentiert. Im Orchester spielen Musiker aus allen EU-Staaten.
Sendung: "Leporello" am 11. Oktober 2017, ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK