Das Kulturzentrum Gasteig in München soll nach Plänen des Architekturbüros Henn saniert werden. Die im Wettbewerb unterlegenen Architekten wollen diese Entscheidung nicht akzeptieren - sie vermuten erhebliche Verstöße gegen das Vergaberecht.
Am vergangenen Freitag haben sich sowohl die Bewertungskommision des Architekturwettbewerbs als auch der Aufsichtsrat des Gasteigs entschieden: Das Münchner Kulturzentrum soll nach den Plänen des Architekturbüros Henn aus München saniert werden. Knapp eine Woche später melden sich jetzt die unterlegen Architekten zu Wort: Sie wollen die Entscheidung nicht akzeptieren.
Wie Architekt Tobias Wulf aus Stuttgart dem Bayerischen Rundfunk bestätigte, haben sowohl sein Büro als auch das ebenfalls unterlegene Büro Auer Weber aus München am Mittwoch eine schriftliche Beschwerde bei der Gasteig München GmbH eingereicht. Die Anwälte der Architektenbüros vermuten erhebliche Verstöße gegen das Vergaberecht.
Die Stadt München sieht derzeit keinen Anlass, einem Vergabefehler nachzugehen, heißt es auf Anfrage des BR. Schließlich gibt es bisher nur eine Empfehlung und keinen Beschluß. Dieser ist für den 24. Oktober im Stadtrat geplant. Erst danach wäre es den Büros möglich, weitere Schritte einzuleiten und die Entscheidung prüfen zu lassen.
Bildergalerie: Entwürfe der drei Architekturbüros
Auch die Absage einer Pressekonferenz zur Bekanntgabe des Siegers am vergangenen Freitag verstärke den Eindruck, dass das Verfahren nicht transparent gewesen sein könnte, heißt es weiter. Nun muss der Gasteig als Auslober des Wettbewerbs nachweisen, dass das Verfahren einwandfrei abgelaufen sei.
Sollte die Geschäftsführung des Kulturzentrums das Ergebnis des Wettbewerbverfahrens nicht transparent und zufriedenstellend erklären, wollen die unterlegenen Architekten die Entscheidung von der Vergabekammer bei der Regierung von Oberbayern überprüfen lassen. Dies würde die Gasteig-Sanierung auf unbestimmte Zeit verzögern.
Die SPD-Fraktion im Münchner Rathaus hatte befürchtet, dass die geplante Sanierung aus Urheberrechts-Gründen gefährdet sein könnte. Dem hatten Gasteig-Chef Max Wagner sowie der 2. Bürgermeister Josef Schmid (CSU), der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Gasteig GmbH ist, widersprochen.
Mit rund 1,8 Millionen Besuchern und mehr als 1.800 Veranstaltungen pro Jahr ist der Gasteig das größte Kulturzentrum Deutschlands. Neben den Münchner Philharmonikern samt Philharmonie beherbergt das Gebäude auch die Stadtbibliothek, die Münchner Volkshochschule und Teile der Musikhochschule. Für die umfangreiche Baumaßnahme soll das Haus für fünf Jahre komplett geschlossen werden. Die im Gasteig beheimateten Institutionen sollen während dieser Zeit in einem Interimsquartier im Münchner Stadtteil Sendling unterkommen. Die Kosten für die Generalsanierung werden auf bis zu 450 Millionen Euro geschätzt.