Eine möglicherweise in der NS-Zeit geraubte Geige soll zum Instrument der Versöhnung werden. Eine Stiftung ist bereit, 100.000 Euro an die Erben des früheren Besitzers zu zahlen.
Wie die Franz Hofmann und Sophie Hagemann Stiftung in Nürnberg mitteilte, will sie der Empfehlung der Beratenden Kommission für die Rückgabe von NS-Raubkunst folgen und den Erben des früheren Besitzers 100.000 Euro zahlen. Die Stiftung werde alles daransetzen, die Summe zur Ausgleichszahlung aufzubringen.
Das Instrument hatte dem jüdischen Instrumentenhändler Felix Hildesheimer aus Speyer gehört. Er und seine Familie waren durch die Nationalsozialisten in den Tod bzw. in die Emigration getrieben worden. Daher liege es nahe, dass die Guarneri-Geige der Familie durch Zwangsverkauf oder Beschlagnahmung genommen worden sei, befand die Kommission für die Rückgabe von NS-Raubkunst. Sie empfahl eine Entschädigung der Erben Hildesheimers. Zugleich sollten die Nachwuchsmusiker, die die Guarneri-Geige spielen dürfen, zu Konzerten in Erinnerung an die Familie Hildesheimer verpflichtet werden.
Die Nürnberger Geigerin Sophie Hagemann hatte die Geige 1974 in Köln gekauft. Wo das Instrument in der Zwischenzeit verblieben war, ist unbekannt. Nach Hagemanns Tod im Jahr 2010 ging die Violine in den Besitz der Franz Hofmann und Sophie Hagemann Stiftung über.
Durch die Zahlung des Geldes sei es bald möglich, die Guarneri-Geige restaurieren zu lassen. Der italienische Geigenbaumeister hatte die Geige im Jahr 1706 gefertigt. Nach der Restaurierung soll sie als Instrument der Versöhnung dauerhaft hochbegabten Musikstudenten an der Musikhochschule in Nürnberg zur Verfügung gestellt werden. Nach Ansicht des Stiftungsvorstands ist dies die einzige Möglichkeit, dem Stiftungszweck, nämlich der Förderung junger Musiker, zu entsprechen und gleichzeitig dauerhaft Gedenkkultur zu gewährleisten.