Für seine Oper "Porgy and Bess" hatte George Gershwin ausschließlich schwarze Sänger vorgesehen. Eine wichtige Vorgabe, sagt Golda Schultz. Die Sopranistin stand am Samstag als Clara auf der Bühne der MET in New York. Hier können Sie die ganze Oper anhören.
Eine "folk opera" sollte sie sein: George Gershwin wollte mit "Porgy and Bess" authentisch sein, eine Oper schaffen, die das wirkliche Leben der Afroamerikaner in Charleston in South Carolina zeigt. Auch wenn die Musik als nicht authentisch kritisiert wurde, ist sie inzwischen doch zum amerikanischen Klassiker geworden – obwohl die Oper lange Zeit nur selten aufgeführt wurde. Das liegt auch daran, dass Gershwin verlangte, sein Werk solle nur von schwarzen Sängerinnen und Sängern aufgeführt werden. Für das Amerika des Uraufführungsjahres 1935 war das unglaublich – an der Metropolitan Opera in New York lief die Oper erst in den 1980er Jahren. Und jetzt wieder.
Es ist auch wichtig, dass man nicht nur unsere Haut sieht, sondern auch, was wir lieben, was wir wollen.
Die Rechte für "Porgy und Bess"-Aufführungen liegen heute bei den Gershwin-Erben. Denn George Gershwins Rechte sind 2007, 70 Jahre nach seinem Tod, zwar abgelaufen – die seines 1983 verstorbenen Bruders Ira, der auch einige Verse zu "Porgy and Bess" beigetragen hat, allerdings nicht. Die Gershwin-Erben können also immer noch bestimmen, dass das Werk auch weiterhin nur von Schwarzen aufgeführt wird. Es gab auch schon Versuche, der Regelung aus dem Weg zu gehen: In Budapest etwa wurden die Rollen im vergangenen Jahr mit weißen Sängern besetzt, die dann eine schriftliche Erklärung abgaben, sich als Afro-Amerikaner zu fühlen.
Die Geschichte der Afroamerikaner sei fest in "Porgy and Bess" verankert. "Und diese Geschichte ist genauso wichtig wie 'La Traviata', wie 'Manon Lescaut', wie 'Tosca' und 'Turandot'", sagt Golda Schultz. Die Geschichte, die sie bei "Porgy and Bess" erzählt, ist die von Clara. In dieser Rolle singt sie auch "Summertime", den großen Hit der Oper. "Clara ist wirklich eine Hoffnungfigur", das höre man auch in "Summertime", ein Wiegenlied für Claras Baby, in dem sich Hoffnung, Schmerz und Liebe treffen. Und diese Gefühle kennen alle Menschen, egal welcher Hautfarbe.
Sendung: "Opernabend" am Samstag, 1. Februar 2020 ab 18:59 Uhr auf BR-KLASSIK