Am 11. November macht die "The World of Hans Zimmer - a symphonic celebration"-Tour Station in München. Aus diesem Anlass haben wir den deutschen Filmmusik-Meister in London getroffen.
Ein buntes Hotel im Londoner Stadtteil Soho: Farbig gemusterte Stoffe dominieren den Restaurantbereich, die Bar im Untergeschoss ist in Tribal-Mustern verziert. Irgendwie muss man gleich an das von dunklem Rot, plüschigen Stoffen und marokkanischen Mustern geprägte Studio von Hans Zimmer denken, wie man es von Bildern kennt. Hier in London, im hoteleigenen Screening-Room, stellt Zimmer seine neue Tournee vor. Passt.
Diesmal ist er nicht mit Rockband unterwegs und steht selbst auf der Bühne, stattdessen hat er ein großes Orchester losgeschickt, das seine Musik spielen soll. Start der Tour war im Frühjahr in Deutschland, die ersten Konzerte fanden in Hamburg und Berlin statt. Jetzt geht's weiter, auch mit zwei Terminen in der bayerischen Landeshauptstadt, und Hans Zimmer macht noch einmal Werbung.
Daher gab es die rockige Tour mit Band vor vier Jahren, bei der Zimmer auch selbst auf der Bühne stand. Schon damals bekannte Zimmer, wie schwer es für ihn gewesen sei, sein Lampenfieber zu überwinden. Und es gebe für ihn nur eine Sache, die noch schlimmer wäre, als vor dem Publikum zu stehen - nämlich vor einem Orchester zu stehen.
Dass es jetzt auch eine Orchester-Tour gibt, erklärt der Komponist damit, dass es landauf landab einfach zu viele Shows à la "Hans Zimmer vs. John Williams" gebe, mit irgendwelchen selbstgemachten Arrangements, von denen er höchstens erfahre, wenn ihm mal wieder am Telefon jemand davon erzähle. Mit dem, wie er selbst will, dass seine Musik auf der Bühne klingt, hätten diese Shows aber nichts zu tun. Jetzt will Zimmer mit Gavin Greenaway als Dirigent seines Vertrauens, mit Symphonieorchester aus Minsk und mit zahlreichen Solisten die Deutungshoheit über seine Musik zurückerlangen - Blick zum deutschen Journalisten: Wir bringen den "Urtext" auf die Bühne!
Das Orchester ist natürlich für die Tournee verstärkt, selbstverständlich ist auch einiges an Technik im Einsatz, um den Hans Zimmer-Sound auf die Bühne zu bringen. Erlebt man hier die Zukunft des Orchester-Konzerts? "Die Klassikwelt meint, dass ein Synthesizer zum Beispiel nicht in die klassische Musik hineingehört, dass die Technologie nicht hineingehört - obwohl das natürlich ganz falsch ist. Denn eine Geige ist ja auch Technologie, auch eine Orgel, nämlich die ihrer Zeit. Und das einzige, was wir machen, ist: Wir bedienen uns der Technologie unserer Zeit. Wir machen nicht modernere Konzerte, sondern einfach zeitgerechte."
Hans Zimmer betont auch immer wieder, dass bei allem, was man an Hollywood schlimm finden könne, die Filmindustrie immerhin dafür sorge, dass permanent Orchestermusik in Auftrag gegeben werde. Und so dazu beiträgt, die Tradition der von Orchestern gespielter Musik am Leben zu halten.
Im Frühjahr stand Zimmer allerdings plötzlich auch mal als Überraschungsgast auf der Bühne - ob er im November in München auch dabei sein wird, in der Stadt, in der er aufgewachsen ist? Sein Terminkalender sei sehr voll, aber: "ich will das auf jeden Fall versuchen!"
Olympiahalle, 11. Novemer 2018, 20:00 Uhr
(Zusatzshow am 10. April 2019)
mit "Gladiator"-Sängerin Lisa Gerrard, Flötist Pedro Eustache, Sopranistin Valentina Nafornita (Wiener Staatsoper) und zahlreichen weiteren Gaststars. Dirigent: Gavin Greenaway.
Sendung: "Allegro" am 8. November 2018 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK