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Hans Zimmer-Tour kommt nach München "Unser Orchester rockt!"

Am 11. November macht die "The World of Hans Zimmer - a symphonic celebration"-Tour Station in München. Aus diesem Anlass haben wir den deutschen Filmmusik-Meister in London getroffen.

Bildquelle: © Frank Embacher

Ein buntes Hotel im Londoner Stadtteil Soho: Farbig gemusterte Stoffe dominieren den Restaurantbereich, die Bar im Untergeschoss ist in Tribal-Mustern verziert. Irgendwie muss man gleich an das von dunklem Rot, plüschigen Stoffen und marokkanischen Mustern geprägte Studio von Hans Zimmer denken, wie man es von Bildern kennt. Hier in London, im hoteleigenen Screening-Room, stellt Zimmer seine neue Tournee vor. Passt.

"A symphonic celebration" - Orchester statt Rockband

Diesmal ist er nicht mit Rockband unterwegs und steht selbst auf der Bühne, stattdessen hat er ein großes Orchester losgeschickt, das seine Musik spielen soll. Start der Tour war im Frühjahr in Deutschland, die ersten Konzerte fanden in Hamburg und Berlin statt. Jetzt geht's weiter, auch mit zwei Terminen in der bayerischen Landeshauptstadt, und Hans Zimmer macht noch einmal Werbung.

Auch die Musik aus "The Da Vinci Code" ist dabei | Bildquelle: © Frank Embacher Den Trailer, der beim Pressetermin auf der Leinwand läuft, kennt man schon, es gibt ein paar Konzertausschnitte zu sehen - und dann ist es soweit: Der erfolgreichste Filmkomponist Deutschlands und überhaupt einer der erfolgreichsten Filmkomponisten aller Zeiten kommt aus dem Aufzug vor dem kleinen Kino-Saal. Er wirkt fast ein bisschen so, als würde er sich fragen, was er hier jetzt nochmal genau macht. Auf einem Barhocker sitzend, stellt er sich den Fragen der anwesenden Journalisten, aus seinen Lederslippern blitzen die typischen bunten Ringelsocken hervor. Zimmers Sitznachbar ist der Dirigent der Orchester-Tour, Gavin Greenaway. Für Soundtrack-Einspielungen hat er schon oft mit Hans Zimmer zusammengearbeitet.

Der echte Hans Zimmer-Sound

Hans Zimmer im Interview mit BR-KLASSIK | Bildquelle: © Kai Heimberg "Ich bin eher der Punkrock-Typ", sagt Zimmer auf die Frage, warum er eigentlich nicht selber dirigiert. Immerhin machen das viele Filmmusik-Komponisten gerne, wenn auch nicht immer gut. Er fühle sich mit Gitarre und Band auf der Bühne wohler als mit Dirigentenstab. Die Balance, die es zum Dirigieren brauche, auch die mathematische Präzision, das sei nichts für ihn.

Daher gab es die rockige Tour mit Band vor vier Jahren, bei der Zimmer auch selbst auf der Bühne stand. Schon damals bekannte Zimmer, wie schwer es für ihn gewesen sei, sein Lampenfieber zu überwinden. Und es gebe für ihn nur eine Sache, die noch schlimmer wäre, als vor dem Publikum zu stehen - nämlich vor einem Orchester zu stehen.

Dass es jetzt auch eine Orchester-Tour gibt, erklärt der Komponist damit, dass es landauf landab einfach zu viele Shows à la "Hans Zimmer vs. John Williams" gebe, mit irgendwelchen selbstgemachten Arrangements, von denen er höchstens erfahre, wenn ihm mal wieder am Telefon jemand davon erzähle. Mit dem, wie er selbst will, dass seine Musik auf der Bühne klingt, hätten diese Shows aber nichts zu tun. Jetzt will Zimmer mit Gavin Greenaway als Dirigent seines Vertrauens, mit Symphonieorchester aus Minsk und mit zahlreichen Solisten die Deutungshoheit über seine Musik zurückerlangen - Blick zum deutschen Journalisten: Wir bringen den "Urtext" auf die Bühne!

Klassisches Orchester und moderne Technik

Hans Zimmer und Dirigent Gavin Greenaway (links) | Bildquelle: © Kai Heimberg Er wundere sich selbst, dass aus der Idee mit den Orchester-Konzerten eine riesige Hallen-Tournee geworden sei, sagt Zimmer: "Wir machen immerhin alles falsch: Man sagt doch, junge Menschen hätten keine so lange Aufmerksamkeitspanne mehr - aber unsere Arrangements sind ausgedehnt und nehmen den Zuhörer auf eine richtige Reise mit. Und: Alle denken doch, Orchester sind elitär und altertümlich, aber unser Orchester rockt!"

Das Orchester ist natürlich für die Tournee verstärkt, selbstverständlich ist auch einiges an Technik im Einsatz, um den Hans Zimmer-Sound auf die Bühne zu bringen. Erlebt man hier die Zukunft des Orchester-Konzerts? "Die Klassikwelt meint, dass ein Synthesizer zum Beispiel nicht in die klassische Musik hineingehört, dass die Technologie nicht hineingehört - obwohl das natürlich ganz falsch ist. Denn eine Geige ist ja auch Technologie, auch eine Orgel, nämlich die ihrer Zeit. Und das einzige, was wir machen, ist: Wir bedienen uns der Technologie unserer Zeit. Wir machen nicht modernere Konzerte, sondern einfach zeitgerechte."

Hollywood als Hüter der Tradition

Hans Zimmer betont auch immer wieder, dass bei allem, was man an Hollywood schlimm finden könne, die Filmindustrie immerhin dafür sorge, dass permanent Orchestermusik in Auftrag gegeben werde. Und so dazu beiträgt, die Tradition der von Orchestern gespielter Musik am Leben zu halten.

Die Freude am Unmöglichen

Große Lichtshow und Projektionen von Filmszenen - "The World of Hans Zimmer" | Bildquelle: © Frank Embacher Bei den Shows der "The World of Hans Zimmer - a symphonic celebration"-Tour geht es bewusst nicht nur bombastisch zu: Eine Passage aus dem Film "Hannibal", ursprünglich für 28 Celli und acht Kontrabässe geschrieben, kommt jetzt mit Solo-Cello und einer Begleitung von "nur" zwölf Celli auf die Bühne. So habe man auch intime Momente in das Programm integriert: "Alle haben gesagt: das geht nicht. Aber ich wusste, dass es funktioniert", sagt Zimmer mit einer deutlich sichtbaren Freude daran, das Unmögliche möglich gemacht zu haben. Auch bei einem Stück aus dem dritten Teil der "Fluch der Karibik"-Reihe seien Dirigent Gavin Greenaway und das Orchester an ihre Grenzen gestoßen, immerhin haben die ursprünglichen Aufnahmen für diese Passage allein sechs Tage gedauert. Schelmisch schaut Zimmer zu Greenaway - er muss es ja schließlich nicht selbst dirigieren.

Kommt Hans Zimmer als Überraschungsgast nach München?

Im Frühjahr stand Zimmer allerdings plötzlich auch mal als Überraschungsgast auf der Bühne - ob er im November in München auch dabei sein wird, in der Stadt, in der er aufgewachsen ist? Sein Terminkalender sei sehr voll, aber: "ich will das auf jeden Fall versuchen!"

Hans Zimmer live in München - präsentiert von BR-KLASSIK:

Olympiahalle, 11. Novemer 2018, 20:00 Uhr
(Zusatzshow am 10. April 2019)


mit "Gladiator"-Sängerin Lisa Gerrard, Flötist Pedro Eustache, Sopranistin Valentina Nafornita (Wiener Staatsoper) und zahlreichen weiteren Gaststars. Dirigent: Gavin Greenaway.

Sendung: "Allegro" am 8. November 2018 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK