Sein Repertoire reichte von Händel bis Reimann und mit seinen Inszenierungen prägte der Berliner Harry Kupfer ein Stück deutsch-deutsche Theatergeschichte. Am 30. Dezember ist der weltberühmte Opernregisseur nach längerer Krankheit im Alter von 84 Jahren gestorben.
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Harry Kupfer war der sinnliche Analytiker unter den Opernregisseuren. Sein brillanter theatraler Intellekt beschränkte sich nicht aufs Ausdeuten der Weltliteratur der Oper, ihm gelang es, in enger Verzahnung mit der Musik aus seinen Erkenntnissen immer auch szenische Funken zu schlagen und ein sinnliches Theater zu kreieren – mit den Sängerinnen und Sängern, nicht gegen sie: "Ich tue nichts gegen den Willen eines Sängers, gegen das Gefühl, dass irgendetwas nicht geht, sondern ich mache es mit ihm gemeinsam. Allerdings habe ich die Gabe, aus ihm Dinge heraus zu holen, von denen er selber gar nicht mal weiß, dass er sie hat."
Ich habe die Gabe, aus einem Sänger Dinge heraus zu holen, von denen er selber gar nicht mal weiß, dass er sie hat.
Es war Wagners "Fliegender Holländer" bei den Bayreuther Festspielen 1978, mit dem der DDR-Künstler Harry Kupfer schlagartig auch im Westen berühmt wurde. Wagners Erlösungsoper inszenierte Kupfer mit dem Fokus auf die Figur der Senta und deren Psychosen. Der Holländer erschien so als Wunschbildprojektion einer traumatisierten Frau.
Kupfer gehörte zu den privilegierten DDR-Künstlern, denen es erlaubt wurde, auch im Ausland zu arbeiten. Dennoch dachte er nicht daran, die DDR zu verlassen. Seine künstlerische Heimat war und blieb die Komische Oper. Erst nach dem Mauerfall und 20-jähriger Tätigkeit dort, überließ er das Feld einem Jüngeren. "Der Geist des Hauses ist einmalig. War einmalig. Es war vom Pförtner angefangen über jedes Gewerk im Haus alles für die Bühne, alles für den künstlerischen Vorgang. Ich hab' ja nun auch in der ganzen Welt inszeniert, aber das findet man sonst fast nirgendwo."
Ich hab‘ ja nun auch in der ganzen Welt inszeniert, aber das findet man sonst fast nirgendwo.
Sendung: "Allegro" am 2. Januar 2020 um 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK