Hermann Levi war einer der bedeutenden deutschen Dirigenten seiner Zeit. Er war befreundet mit Brahms, Clara Schumann und Wagner, brachte den "Parsifal" zur Uraufführung. Doch der Grab des jüdischen Musikgenies des vorletzten Jahrhunderts in Partenkirchen ist seit über 50 Jahren verwahrlost. Eine zunächst anvisierte Verlegung nach München wird es nun nicht geben. Dafür soll das Grab repräsentativ wieder aufgebaut werden.
Auf dem großen Parkgrundstück in Partenkirchen oberhalb der Leiten-Villa deutet nichts darauf hin, dass hier ein großer Dirigent seine letzte Ruhe gefunden hat. Durch die Bäume schillert die Silhouette der neuen Olympia-Skischanze. Am Eck des Parks steht ein Stromhäuschen. Dahinter auf einem Privatgrundstück ein paar Bäume im Kreis und einige Meter Holz. Sie schützen den Blick auf die Reste dessen, was einmal das Mausoleum von Hermann Levi war. Eine große Steinplatte, verdeckt mit einer Plane – nichts erinnert an einen Mann, der einmal Ehrenbürger der Gemeinde Partenkirchen war. "Die Gruft ist ungefähr drei mal vier mal vier Meter groß, und da steht eben nur dieser Zinksarg drin", berichtet Sigrid Meierhofer, die Bürgermeisterin von Garmisch-Partenkirchen, von der Öffnung der Gruft. "Wir haben auch im Beisein des Rabbiners festgestellt, dass in dem Sarg tatsächlich ein Skelett liegt und dass auf dem Sarg auch der Name Hermann Levi steht. Also kann man davon ausgehen, dass er das tatsächlich ist."
Seit ihrem Amtsantritt 2014 suchte Sigrid Meierhofer eine Lösung, um eine würdige Ruhestätte für den in Partenkirchen fast vergessenen Dirigenten zu finden. Vor über einem Jahr wandte sie sich an die Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern Charlotte Knobloch. "Wir sind eine Religionsgemeinschaft und müssen nach unseren Religionsgesetzen handeln, die besagen, dass jeder jüdische Mensch auf einem jüdischen Friedhof beerdigt werden muss", sagt sie.
Nach intensiven Beratungen zwischen Sigrid Meierhofer, Charlotte Knobloch und Ecko Eichler, auf dessen Grundstück sich das Grab befindet, wurde zwischenzeitlich beschlossen, Levi auf den Jüdischen Friedhof von München umzubetten. Diese Entscheidung hätte man jetzt verworfen, das berichtet der Münchner Merkur. Nach weiteren Gesprächen fiel der Beschluss, Levis sterbliche Überreste doch in Garmisch-Partenkirchen zu lassen - dort, wo der Dirigent selbst auch bestimmt hatte, beerdigt zu sein.
Mir war schon aus Gemeinderatszeiten bewusst, dass es dieses ungelöste Problem mit der Gruft gibt.
Der Bürgermeisterin ist bewusst, dass die Marktgemeinde eine Verantwortung hat, das Erbe an den Ehrenbürger wach zu halten. 2013 war der Versuch gescheitert, mit einem Bürger-Entscheid einen Teil der Hindenburgstraße in Levi-Straße umzubenennen. Karlsruhe, wo der Dirigent sechs Jahre Hofdirigent war, widmete ihm einen Platz, Bayreuth und München haben eine Levi-Straße.
Doch nun werden die Garmisch-Partenkirchener Pläne laut Münchner Merkur nach langem Hin und Her konkret, das Grab unweit der ehemaligen Levi-Villa am Riedberg in einen repräsentativen Zustand zu versetzen. Herr Eichler hätte sich bereit erklärt, die Platte und den Grabstein auf seine Kosten renovieren zu lassen. Danach soll die Grabstätte auch für die Öffentlichkeit frei zugänglich sein.
Sendung: "Allegro" am 19. Februar ab 06:05 Uhr in BR-KLASSIK