Sie prägte lange Zeit die großen Strauss-Partien: Inge Borkh. Eigentlich wollte sie Schauspielerin werden. Doch dann entdeckte sie das Singen für sich und die Möglichkeit, beides miteinander zu verbinden. Am 26. August ist sie im Alter von 97 Jahren gestorben, wie die NZZ meldet.
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Inge Borkh war fasziniert von der Theaterbühne. Kein Wunder, dass ihr erster Berufswunsch Schauspielerin war. Sie war davon überzeugt, dass es die Sprache braucht, um Gefühle auf das Publikum zu übertragen. Die Liebe zum Singen entdeckte sie erst später, als sie – auf Rat ihrer Mutter, die ebenfalls Sängerin war – in Mailand Gesang studierte. Dort entwickelte Inge Borkh eine strahlende Stimme mit erstaunlich dramatischer Gestaltungskraft.
Ihre Liebe zur Schauspielerei aber begleitete Inge Borkh aber immer. Sie selbst sah sich als singende Schauspielerin, liebte die Übertreibung, das Extreme und ging ganz und gar in ihren Bühnenrollen auf.
Sie können sich hineinversetzen in diese Figur und in dem Moment sind Sie eben ein anderer Mensch.
Inge Borkhs Fach war der dramatische Sopran. Dank ihrer darstellerischen Ausdruckskraft überzeugte sie nicht nur in Glanzrollen wie Tosca, Medea, Leonore und Lady Macbeth, sondern auch in Partien, die sie an ihre stimmlichen Grenzen führten - wie die der Turandot.
1951 gelang Inge Borkh im Alter von 30 Jahren der internationale Durchbruch. Sie sang auf allen großen Bühnen der Welt - von der Wiener Staatsoper bis zur Mailänder Scala und der New Yorker MET. Obwohl sie auch bei den Bayreuther Festspielen auftrat, konnte sich Inge Borkh mit der Musik Richard Wagners nicht so richtig anfreunden. Zu sehr lasteten auf ihr die Schatten der Vergangenheit. 1933 hatte Inge Borkhs Familie Deutschland verlassen müssen, weil ihr Vater Jude war. Umso größer war ihre Liebe zu Richard Strauss. Die Partie der Salome wurde zu einer ihrer Paraderollen. Mit ihr gab Inge Borkh 1958 ihr Debüt an der MET.
Ihre absolute Lieblings-Rolle aber war eine andere Strauss-Partie, nämlich Elektra. Hier verschmolzen Sängerin und Opernfigur zu einer wahren Einheit. Elektra ist für Inge Borkh die tragische Figur schlechthin.
Ich bin unendlich dankbar für alles, was mir zuteil geworden ist in diesem Karriereleben.
Sendung: "Allegro" am 27. August 2018 ab 06:05 Uhr in BR-KLASSIK
Zum Tod von Inge Borkh hat BR-KLASSIK sein Programm geändert und wiederholt am Samstag, 1. September, um 11.05 Uhr die Sendung "Meine Musik", die Falk Häfner mit ihr im Jahr 2013 aufgezeichnet hat.
Außerdem sendet BR-KLASSIK am Montag. 3. September, um 22.05 Uhr Aufnahmen der Sopranistin.