Am 24. März feiert am Staatstheater Augsburg die Oper "JFK" Premiere. Es ist die europäische Erstaufführung dieses amerikanischen Musiktheaterstücks, das sich dem Mythos des US-Präsidenten John F. Kennedy widmet. Allerdings thematisiert die Oper nicht den Mord an JFK, sondern die Nacht davor. Im Vorfeld der Premiere hat BR-KLASSIK mit dem Komponisten David T. Little gesprochen.
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BR-KLASSIK: Wie haben Sie sich an den Mythos "JFK" mit all seinen Theorien, Dokus, Filmen, Bildern usw. angenähert?
David T. Little: Es gibt wirklich unglaublich viel Stoff darüber, und auch viele Verschwörungstheorien rund um den Mord – die sind in den USA nach wie vor sehr präsent. Mein Librettist Royce Vavrek und ich haben zunächst viel recherchiert – über Dokus zum Beispiel oder direkt in den Archiven. Und dann ist uns klargeworden, dass wir in diesem Stück zwei Ebenen haben wollen. Zum einen etwas Mythisches – der Tod von Kennedy war sozusagen notwendig, um die Geschichte in eine nächste Phase zu bringen. Und auf der anderen Seite steht die persönliche Komponente, die ja fast immer zu kurz kommt. Jackie und John Kennedy als Menschen, die mit dem Ehealltag, mit Krankheiten und sogar mit dem Verlust von zwei Kindern kämpfen mussten. So etwas geht ja nicht spurlos an einem vorbei – und das hat uns interessiert.
Wir nähern uns Kennedy über Träume.
BR-KLASSIK: Sie haben sich bewusst gegen die Darstellung des Attentats entschieden und stellen die Nacht davor dar, in einem Hotelzimmer in Texas. Was genau passiert dort?
BR-KLASSIK: Wie spiegelt sich die Traumsequenz in der Musik wider?
David T. Little: Was die Orchestrierung betrifft, habe ich sehr auf die Übergänge der Welten geachtet. Es gibt spezielle Effekte im Chor und besondere Schlagzeug-Instrumente. Es gibt sogar ein Instrument aus Fort Worth in Texas, das sich "Boomwhacker" nennt: eine ganz einfache Plastikröhre, die man mit der Hand schlägt – eigentlich ein Kinderinstrument, das aber großartige, fast schon elektrische Klänge produziert. Außerdem haben wir in Wasser getunkte Glocken oder spezielle Dämpfer aus Alu für das Blech, um Gerassel und Knarzen zu erzeugen. Und ich arbeite auch mit der Gegenüberstellung und Vermischung von Stilen. Es gibt zum Beispiel eine Stelle, in der Lyndon B. Johnson und ein paar texanische Politiker hereinplatzen, als Kennedy ein Bad nimmt. Und da schwappt dann texanisch anmutende Musik rein, aber gefiltert – wie eine an die Klangsprache von Charles Ives angelehnte Collage.
Sendung: "Leporello" am 21. März 2019 ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK
"JFK"
(Europäische Erstaufführung)
Oper in 31 Momenten und einem Prolog von David T. Little
Staatstheater Augsburg
Premiere: 24. März 2019, 18:00 Uhr
Augsburger Philharmoniker
Leitung: Lancelot Fuhry
Inszenierung: Roman Hovenbitzer
Infos zu Terminen und Vorverkauf erhalten Sie auf der Homepage des Theaters.