Juan Diego Flórez, der peruanische Tenor mit den dunklen Locken und der hellen Stimme, gehört zu den großen Sängern unserer Zeit. Am Mittwochabend trat er bei den Salzburger Festspielen in der Reihe "Canto lirico" auf. Und überzeugte auf ganzer Linie.
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Man muss bei der Zugabe anfangen. Dann kann man verstehen, warum es Standing Ovations und tosenden Applaus für Juan Diego Flórez gab, warum unter den Zuhörerinnen und Zuhörern die Worte "Sternstunde der Festspiele" umgingen. Zur Zugabe kommt Juan Diego Flórez mit Gitarre auf die Bühne, er setzt sich auf einen Hocker, stimmt das Instrument – es dauert ein wenig, "Sie ist neu" – und dann singt er. "El día que me quieras", ein Tango, dann "Cielito Lindo", er lässt das Publikum mitsingen, "Ay ay ay ay". Ein geborener Entertainer.
Wer so unterhalten kann, braucht nicht viel: Kein Orchester, nur Flórez und der Pianist Vincenzo Scalera bestreiten diesen Lieder- und Arienabend. Los geht es mit Liedern von Beethoven – und von dort mit Strauss, Bellini, Verdi, Lalo, Massenet und Puccini einmal durchs ganze 19. Jahrhundert.
Aber natürlich steht Flórez im Mittelpunkt. Er kann all die verschiedenen Stile singen, er ist vielseitig, kann melancholisch säuseln und kurz danach wieder stürmisch losbrausen. Immer ist da aber eine große Wärme und Weichheit, die Flórez in der Stimme hat. Davon profitieren gerade die Lieder von Richard Strauss, die sonst auch schon einmal schroff wirken können. In den deutschen Liedern gerät Flórez die Aussprache manchmal einen Hauch undeutlich, die romanischen Sprachen liegen ihm hörbar näher. Aber: Das trübt den fantastischen Eindruck des Abends überhaupt nicht. Denn anrührend singt Flórez immer, egal ob Klassik oder Volkslied.
Nach eineinhalb Stunden Programm, als fünfte Zugabe, holt er dann noch "Nessun dorma" heraus. Und als Flórez "Vincerò!" schmettert, da möchte man wirklich von einer Sternstunde sprechen.
Sendung: "Allegro" am 27. August 2020 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK