Die letzte Novität liegt schon ein Weilchen zurück. 1882 wurde das Bühnenweihfestspiel "Parsifal" im Festspielhaus uraufgeführt. Jetzt beauftragten die Bayreuther Festspiele den Grazer Komponisten Klaus Lang mit einer Novität, die am 24. Juli im Rahmen der von Marie Luise Maintz kuratierten Reihe "Diskurs Bayreuth" in der Kulturbühne "Reichshof", einem ehemaligen Kino, Premiere hatte.
Klaus Lang nahm eine niederösterreichische Sage als Vorlage: Ein Mann fällt auf dem Weg zu einer Hochzeit durch die Zeit(en) und zerfällt in der finalen Szene – nach sehr langer Wanderschaft – zu Staub. Inhaltlich ist das von Richard Wagners Mythenwelten ziemlich weit entfernt, es würde eher zu Siegfried Wagners Märchenstoffen passen. Die frappierende Verknüpfung liegt in der Musik, wie beim "Parsifal" gibt es auch im "Hochzeiter" überwältigende, gleichsam inszenierte Klangräume. Klaus Lang schreibt eine meta-minimalistische Partitur, genau konstruiert, mit unterschiedlichen Valeurs für die jeweiligen (Seelen-)zustände des durch die Zeit Reisenden und seiner Erlebnisse.
Videoprojektionen, spektakuläre Hologramme machen die Sache zu einer veritablen virtuellen Oper. Oft fällt Videoschnee, und manchmal dehnen sich erzählte und musikalische Zeit bis ans Äußerste oder, je nach Sichtweise, Innerste. Diese phänomenale Uraufführung wird in den kommenden Tagen begleitet von einem Symposion, hinzu kommt ein ganzes Füllhorn klug konzipierter Konzerte und Gespräche.
"Der verschwundene Hochzeiter"
Oper von Klaus Lang
Musikalische Leitung: Klaus Lang
Inszenierung: Paul Esterhazy
Kulturbühne "Reichshof" Bayreuth
Details zu weiteren Terminen und Vorverkauf finden Sie auf der Homepage der Bayreuther Festspiele.
Sendung: "Leporello" am 26. Juli 2018 ab 06:05 Uhr in BR-KLASSIK