Dominique Horwitz ist Schauspieler, Chansonier und Buchautor. Dass er nun auch Opern inszeniert, findet Horwitz nur konsequent, denn da kommt seiner Meinung nach das Schauspiel oft zu kurz. Unter seiner Regie war nun in Würzburg erstmals seit 30 Jahren wieder die Strauss-Oper "Ariadne auf Naxos" zu sehen.
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Der Vorhang geht auf – und die Kinnlade fällt erst mal herunter. Nur die vom ersten Moment an bewegende Klangwelt von Richard Strauß gibt schnell Gewissheit: nein, man ist nicht im falschen Film! Zwei angeranzte Wohnwagen stehen da, auf einem Parkplatz, grau in grau, von Straßenlaternen funzelig beleuchtet. Es sind Künstlergarderoben. Links ziehen Opernleute ein, rechts eine Gauklertruppe. Beide sollen vor den Festgästen eines reichen Wieners auftreten. Und zwar gleichzeitig!
Das bedeutet Krieg. Zickenkrieg! Hier die hochnäsige Primadonna, dargestellt von Ilia Papandreou als Gast am Mainfrankentheater und dort die frivole Zerbinetta, verkörpert von der Sopranistin Akiho Tsujii. Wunderbar, wie sie sich angiften. Und mittendrin im Wechselbad der Gefühle meistert Marzia Marzo mühelos die schwere Partie der Komponistin. Da sitzen nicht nur die Töne, sondern es stimmt auch die Körpersprache.
Regisseur Dominique Horwitz legt größten Wert auf klare Bilder und verständliche Gesten. Ihm geht es vor allem darum, seine Figuren so zu lenken, damit das Publikum weiß, was läuft und darüber die Längen des komplexen Inhalts möglichst vergisst. Und das ist auch nötig, denn im zweiten Akt wird's richtig kompliziert. Die beiden Kampfhennen und ihr Gefolge können sich ja immer noch nicht riechen, müssen aber während ihres gemeinsamen Auftrittes gute Miene zum bösen Spiel machen. Bühnenbild und Kostüme von Pascal Seibicke lassen den Konflikt optisch weiter schwelen. Die Bühne ist zur Manege geworden. Das Orchester sitzt nun oben und mimt die Zirkuskapelle. Bei der folgenden Mixtur aus E- und U-Musik warten die Akteure genervt und hübsch getrennt außerhalb der Manege auf ihren Auftritt. Aber drinnen herrscht Burgfriede zwischen den feindlichen Lagern.
Ariadne, verlassen von der Liebe ihres Lebens, singt noch im Brautkleid vom Sterben. Mit warmer Stimme und großer Innerlichkeit nimmt Ilia Papandreou ihre Zuhörer gefangen. Drei Nymphen treten in phantasievollen Varieté-Kostümen auf. Ihr Terzett erfreut das Publikum, nicht jedoch Ariadne. Da greift die bunte Spaßtruppe um Zerbinetta in die Handlung ein und gibt alles, um Ariadne aufzuheitern.
Regisseur Horwitz lenkt die Figuren als leidenschaftlicher Schauspieler. Das macht die Handlung witzig und kurzweilig, weil immer etwas auf der Bühne passiert. Dazu tragen alle zehn Würzburger Solisten bei. Und nicht zuletzt das allgegenwärtige Orchester, das unter der souveränen Leitung von Enrico Calesso die Solisten stets zuverlässig trägt. Kurz: Das gesamte Ensemble verleiht der Musik von Richard Strauss und dem sperrigen Text Hugo von Hofmannsthals etwas Leichtes. Das Würzburger Premierenpublikum war begeistert und applaudierte lange und mit vielen Bravorufen.
Sendung: Allegro am 28.01.2019 um 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Premiere am 26. Januar 2019
Musikalische Leitung: Enrico Calesso
Regie: Dominique Horwitz
Informationen zur Besetzung, Terminen und Tickets finden Sie auf der Homepage des Mainfranken Theaters Würzburg.