Sturm und Regen beeinträchtigten im letzten Jahr die Premiere von Bizets "Carmen" in Bregenz. Am 19. Juli 2018 ging die Wiederaufnahme über die Bühne - und diesmal hatten Akteure und Zuschauer mehr Glück mit dem Wetter.
Still glitzert der Bodensee. Im orangefarbenen Licht der untergehenden Sonne wirken die beiden aus dem Bodensee ragenden riesigen Frauenhände und die durch die Luft fliegenden Spielkarten immer faszinierender. Lau weht die Brise über den das Wasser, und alle Solisten können dank der vorzüglich funktionierenden Tontechnik ganz entspannt ihre schönsten Klänge hervorzaubern. Das gilt im Übrigen auch auch für die Wiener Symphoniker unter Antonino Fogliani.
Diese Wiederaufnahme-Premiere von Kasper Holtens actionreicher Carmen-Inszenierung fand am Donnerstag unter optimalen Bedingungen statt. Die Musik hatte wesentlich mehr Raum als bei der sturmgepeitschten, wassertriefenden Eröffnung im vergangenen Jahr.
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Wieder verkörpert Gaëlle Arquez die Titelpartie, und der französischen Mezzosopranistin gelingt eine gesanglich hochdifferenzierte und auch darstellerisch perfekte Femme fatale. Kostas Smoriginas debütiert überzeugend als kraftstrotzender Escamillo; Daniel Johansson als Don José und Cristina Pasaroiu als Micaela klingen gelegentlich etwas matt in den Spitzentönen, zeigen aber ebenfalls wunderbare Farben. Das Ohr kann also schwelgen, während das Auge staunt bei diesen Idealbedingungen am Bodensee. Akrobaten schwingen sich zu den zarten Harfenklängen über die imaginären Klippen aus Karten, unten schaffen die Schmuggler ihre Ware in Booten weg. Und gelegentlich muss auch eine Leiche im See versenkt werden.
Sendung: "Allegro" am 20. Juli 2018 ab 6:05 Uhr in BR-KLASSIK