Der Mythos Troja steht im Mittelpunkt der aktuellen Spielzeit am Staatstheater Nürnberg. Nach der Spielzeiteröffnung im vergangenen Oktober mit Berlioz' großer Oper "Les Troyens" hatte nun Mozarts "Idomeneo" Premiere. Keine Neuinszenierung, sondern David Böschs 2013 in Basel gezeigte Version als Koproduktion mit der Flämischen Oper Antwerpen. Die musikalische Seite lag allerdings fest in Nürnberger Hand: GMD Marcus Bosch dirigierte, und alle Solo-Partien waren aus dem Ensemble besetzt.
Der kleine Prinz Idamante wird von seinem Vater am Strand von Kreta zurückgelassen, denn König Idomeneo muss in den Krieg gegen Troja ziehen. Die kindlichen Zeichnungen auf der Videoleinwand zur Ouvertüre erinnern teilweise an Antoine de Saint-Exupérys "Der kleine Prinz", aber auch an finstere Grusel-Comics.
Ida Aldrians zarter Idamante lässt keinerlei Zweifel an der Unschuld dieses kleinen Prinzen aufkommen, und ihr heller Mezzosopran verschmilzt auf betörende Weise mit Ina Yoshikawas Stimme in den Liebesduetten. Der junge Tenor Ilker Arcayürek meistert die schwere Partie des Idomeneo beachtlich und fesselt durch seine intensive Verkörperung des traumatisierten Königs. Das Beste kommt bekanntlich am Schluss, zumindest in dieser Oper mit der großen Verzweiflungsarie der Elettra, die Leah Gordon Axt schwingend und mit irrem Blick auch stimmlich grandios gestaltet.
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21.02.2018 - 19:30 Uhr; 04.03.2018 - 15:30 Uhr
11./26./31.03. 2018 - 19:30 Uhr
Bösch wählt die kindliche Perspektive auf die Grausamkeiten des Krieges. Idamante, Ilia und auch Elettra leiden unter der Trennung von Eltern und Geschwistern. Totenkreuze, offene Gräber und durchgeschnittene Kehlen dominieren den letzten Akt. Dass dieser Idomeneo nicht glücklich, sondern in Selbstmord und Verzweiflung endet, ist konsequent bitter. Viel tiefer berührt allerdings die hervorragend musizierte schmerzliche Süße von Mozarts Komposition.
Sendung: "Allegro" am 19. Februar ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK