Viele Regisseure machen einen großen Bogen um dieses Schlüsselstück der Moderne, nicht aber der Kölner Benedikt von Peter. Er beginnt seine Intendanz am Theater Basel fulminant mit Olivier Messiaens "Saint François d'Assise".
Acht Szenen mit mehr als vier Stunden Musik über Leben, Leiden und Sterben des Heiligen Franziskus. Da muss man wirklich Ideen haben, wenn man nicht nur ein katholisches Oratorium zeigen will. Benedikt von Peter, der so kluge Fachmann fürs Schwierige, scheinbar Uninszenierbare, zeigt zum Auftakt seiner Intendanz am Theater Basel jetzt eine echte Deutung des Stücks.
Geleitet wird das Orchester von Clemens Heil. Das macht dieser mit großer Perfektion und Energie, wobei einige Kürzungen der Partitur vorgenommen wurden. Außerdem erstellte Oscar Strasnoy eine um etwa zwei Drittel reduzierte Instrumentierung. Die berühmten elektronischen Ondes Martenots sind noch da und auch sonst Vieles. Es fehlen zwar einige Farbmischungen, dafür bleiben Textur und Rhythmik unangetastet. Der Chor ertönt unsichtbar aus dem Off, er verfolgt Franziskus, singt gleichsam auf ihn ein, ebenso wie Messiaens überwältigende Vogelkonzerte gegen die Tristesse hereinrauschen. Franziskus allerdings bastelt gefiederte Sänger aus Papier – echte; lebendige gibt es in diesem Ambiente keine mehr.
Man muss vor dieser großartigen Leistung aller Mitwirkenden sämtliche Hüte ziehen! Und die Strahlkraft von Messiaens Musik ist auch in Basel so groß, dass sie eben doch eine (Hinter-)Tür zum Himmel auflässt, nein, aufreißt ...
Oper in drei Akten und acht Bildern von Olivier Messiaen
Reduzierte Orchesterfassung von Oscar Strasnoy
Musikalische Leitung – Clemens Heil
Inszenierung – Benedikt von Peter
Bühne und Kostüme – Márton Ágh
Lichtdesign – Tamás Bányai
Chorleitung – Michael Clark
Dramaturgie – Roman Reeger
Mehr Informationen zu den weiteren Vorstellungen finden Sie hier.
Sendung: "Leporello" am 16. Oktober ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK