Jeder kennt seinen Namen: Oskar Schindler. Spätestens mit Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" wurde er weltberühmt. Schindler hat quasi im Alleingang vielen Juden das Leben gerettet, indem er sie in seiner Fabrik beschäftigte. Dafür bekam er zahlreiche Auszeichnungen. Im Gegensatz zu seiner Frau. An sie erinnerte sich Jahrzehnte fast niemand. Der Komponist Thomas Morse wollte ihr deshalb nun ein Denkmal setzen - in Form einer Oper mit dem Titel "Frau Schindler". Am 9. März wurde diese Oper im Auftrag des Gärtnerplatztheaters in der Reithalle in München uraufgeführt.
In einem Tüll-Abendkleid, dunkles Lila, sitzt sie da, an einem Schminktisch. Frau Schindler macht sich schön. Das mag die Rolle bebildern, die ihr damals in den 30er-Jahren auferlegt war. Trotzdem: Dass es so losgeht, nervt. Es reduziert die Titelrolle schon in den ersten Sekunden dieser Oper auf ihr dekoratives Frausein. Die Bühne ist kreisrund und besteht aus drehbaren Bodenringen, auf die betongraue Wände montiert sind - neben dem Licht fast das einzig erfreuliche an diesem Abend. Bühne und Kostüme von Kevin Knight sowie die Lichtgestaltung Michael Heidingers erzeugen passend zum Sujet innerhalb weniger Sekunden wechselnde Stimmungen. Es gibt an diesem Abend durchaus ein paar stimmliche Lichtblicke; auch an der Leistung des hinter der Bühne leicht erhöht platzierten Orchesters gibt es auch nichts zu meckern. Doch das war es dann auch schon.
Katerina Hebelkova in der Hauptrolle bietet schauspielerisch, gestisch und mimisch eine gute Leistung, ist aber viel zu oft nicht nur wackelig im Text, sondern auch in der Stimme. Und Mathias Hausmann als Oskar Schindler singt zwar intonatorisch sauberer als seine Kollegin, dafür aber unglaublich laut. Da ist für Katerina Hebelkova als Frau Schindler kein Durchkommen. Positiv hingegen stechen Jennifer O'Loughlin als Hausmädchen Marthe Marker und Anna-Katharina Tonauer als schwangere Arbeiterin heraus. Beide haben zwar nur kurze Auftritte, in denen kommt aber endlich mal Emotion rüber.
Die Not, die Tragik und diese unglaubliche Menschlichkeit hätte das Werk ausdrücken können. Aber artig und harmlos gezupft geht sie zu Ende, diese Oper namens "Frau Schindler". Und, Frau Schindler hat übrigens auch einen Namen: Emilie heißt sie.
"Frau Schindler"
Musik: Thomas Morse
Libretto: Kenneth Cazan mit Thomas Morse
Regie: Kenneth Cazan
Musikalische Leitung: Andreas Kowalewitz
Auftragswerk des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Weitere Termine in der Reithalle:
Samstag, 11. März 2017, 19.30 Uhr
Montag, 13. März 2017, 19.30 Uhr
Mittwoch, 15. März 2017, 19.30 Uhr
Freitag, 17. März 2017, 19.30 Uhr
Sonntag, 19. März 2017, 18.00 Uhr