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Kultur im zweiten Corona-Herbst Warum die Konzertsäle immer noch so leer sind

Die Zeit der Biergärten ist vorbei. Und eigentlich ist im Herbst und Winter Hochsaison der Kultur. Opernhäuser und Theater starten ihr Premieren-Feuerwerk. Doch seit Beginn der Corona-Pandemie ist das anders, auch wenn im zweiten Corona-Herbst wieder geöffnet werden darf. Volle Säle gibt es nur rein theoretisch, denn der große Ansturm auf die Kultur nach monatelanger Pause bleibt vielerorts aus. Aber warum?

Bildquelle: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Matthias Bein

Im Publikum dürften die Besucher jetzt wieder Schulter an Schulter sitzen, ohne Masken. Eine neue Freiheit, die spätestens seit Anfang Oktober aber vorherige Recherche vom Besucher verlangt. Denn seitdem darf sich jeder Veranstalter seine Regel selbst aussuchen: 3G Plus, 2G oder klassisches 3G. Je nachdem mal mit Abstand, mal ohne. Mal mit Maske und mal ohne Maske. Beim Publikum sorgt das häufig für Verwirrung.

Verunsicherte Besucher wegen unklaren Corona-Regeln

Die neue Kultur-Freiheit hat also ihre Haken: Die einen Besucher wollen noch nicht maskenlos in die Oper, bei anderen scheitert der Besuch daran, dass sie nicht den richtigen Test dabei haben, der Akku des Smartphones mit dem Impfzertifikat vorher den Geist aufgibt – oder der Personalausweis dazu fehlt. So bleiben manche lieber gleich zuhause. Und auch die Veranstalter stehen weiter vor großen Herausforderungen, schließlich können und wollen sie niemanden zur Anwesenheit zwingen.

Wir mussten für die Saison 2021/2022 unsere Abonnements aussetzen. Diese Grundauslastung von über 30 Prozent von Besucherinnen und Besucher über die Abos, die ist eben nicht da.
Intendant des Fürther Stadttheaters Werner Müller

Lucius Hemmer, Intendant der Nürnberger Symphoniker | Bildquelle: Torsten Hönig Ähnlich geht es vielen privaten Kulturveranstaltern, wie etwa den Nürnberger Symphonikern. Um dennoch möglichst viel aus ihrem Spielort herauszuholen, haben sich die Symphoniker für gleich zwei verschiedene Corona-Regeln entschieden: 3Gplus-Regel für Konzerte, bei denen viele Besucher erwartet werden, die normale 3G-Regel für alle anderen. Leider trifft auf viele Konzerte die zweite Regel zu. Denn auch bei ihnen ist trotz dieser flexiblen Regelung die aktuelle Auslastung oft noch weit entfernt von früheren Zeiten. Intendant Lucius Hemmer sieht dafür auch die Politik in der Verantwortung. "Ich glaube, ein wichtiger Grund für diese Zurückhaltung ist die Tatsache, dass wir immer wieder kurzfristig überraschende Änderungen haben, die dazu führen, dass das Publikum nicht so richtig weiß, woran es sich orientieren soll.

Es wäre richtig und wichtig, zu sagen: In so und so vielen Wochen gilt das und das.
Intendant der Nürnberger Symphoniker Lucius Hemmer

Doch Planbarkeit ist weiterhin nicht in Sicht. Stattdessen soll es jetzt in Bayern wieder verschärfte Corona-Maßnahmen geben. Wie sich das auf die Besucherzahlen auswirkt, ist unklar. Für Veranstalter wie den Intendanten der Bamberger Symphoniker Marcus Rudolf Axt bleibt so nur zu hoffen, "dass auch bei steigenden Inzidenzen die bestehenden Regeln nicht gleich wieder einkassiert werden, mit denen wir uns über Monate Sicherheit und Vertrauen erarbeitet haben und gezeigt haben, dass Kunst- und Kulturgenuss möglich ist. Wir alle brauchen Kunst und Kultur jetzt dringender denn je."

Sendung: "Allegro" am 3. November 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK