Die Metropolitan Opera in New York, eines der wichtigsten Opernhäuser der Welt, hat ihre Wiederöffnung um weitere neun Monate verschoben. Angesichts der anhaltenden Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie soll erst Ende September 2021 eine neue Spielzeit beginnen – die dafür mit einer besonderen Premiere.
Eigentlich war angedacht, die New Yorker Met mit einer Gala am 31. Dezember 2020 wieder für Besucher zu öffnen. Dieser Plan ist nun hinfällig. Die Entscheidung, die Metropolitan Opera erst in einem Jahr wieder zu öffnen, sei "extrem schwierig" gewesen, hieß es in einer Mitteilung des Opernhauses. Nach einer Beratung mit Gesundheitsexperten habe es aber aufgrund der anhaltenden Pandemie keine Alternative gegeben. "Während der Saison haben wir hier vier routierende Vorstellungen pro Woche", erklärt Intendant Peter Gelb. "Da ist soziale Distanz nicht machbar."
Die Schließung des Hauses bis September 2021 bewertet Michael Cooper von der New York Times als "erschreckendes Signal für die Kultur". Die Metropolitan Opera ist seit März aufgrund der Pandemie geschlossen. Etwa tausend Vollzeitangestellte befinden sich laut New York Times seit April im unbezahlten Urlaub. Das Haus kündigte bereits im März an, die Musiker von Chor und Orchester ohne Bezahlung freizustellen. "Wir nehmen Anteil, wie wir können, aber wir haben nicht das Geld, sie zu bezahlen", betont Intendant Peter Gelb.
Es gibt in dieser Pandemie noch keinen Silberstreif am Horizont.
Die Streaming-Reihe "Met Stars Live in Concert" zeigt Live-Auftritte von namhaften Sängerinnen und Sängern, die an zum Teil ungewöhnlichen Orten stattfinden. Daran beteiligt ist auch die südafrikanische Opernsängerin Pretty Yende. "Die Metropolitan Opera übernimmt hier wirklich eine Vorreiterrolle", sagt sie im Interview mit BR-KLASSIK. "Sie hat als erstes Opernhaus HD-Video-Livestreams eingeführt. Alles wird jetzt virtuell, und es ist wunderbar, dass die Met da über den Tellerrand schaut."
Auch die Saison 2021/22 im kommenden Herbst startet mit einer außergewöhnlichen Premiere. Am 27. September steht "Fire Shut up in my Bones" von Terence Blanchards auf dem Programm. Es wäre die erste Oper eines afroamerikanischen Komponisten an der Metropolitan Opera. Mit dem Ticketverkauf für die kommende Spielzeit soll schon jetzt eine Zwischenfinanzierung ermöglicht werden. Peter Gelb, der Chef des Opernhauses, wendet sich in einem Video an die Öffentlichkeit. Er möchte dem Publikum entgegenkommen, um die Menschen wieder zurück ins Opernhaus zu bringen: Einige Opern sollen in gekürzter Fassung gespielt werden oder Vorstellungen zu früheren Uhrzeiten stattfinden, um familienfreundlicher zu sein. Außerdem sind viele zeitgenössische Produktionen geplant.
Sendung: "Allegro" am 24. September 2020 ab 6.05 Uhr auf BR-KLASSIK