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Mozartfest Würzburg ringt um Konzerte trotz Corona Alternativprogramm nicht nur digital

Wegen der Corona-Pandemie kann das vom 29. Mai bis 28. Juni geplante Würzburger Mozartfest nicht stattfinden. Statt das Klassikfestival mit ursprünglich 75 Konzerten vollständig abzusagen, arbeiten die Organisatoren aber daran, Teile des Programms in abgewandelter Form anzubieten.

Bildquelle: © Schmelz Fotodesign

Zum berühmten Würzburger Klassik-Festival kommen jährlich rund 30.000 Besucher. Für dieses Jahr waren 75 teilweise große Veranstaltungen geplant. Die mussten in der geplanten Form wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Derzeit versuchen die Veranstalter, einen geeigneten und im Rahmen der Corona-Maßnahmen möglichen Ersatz zu finden.

Doch um ein Alternativprogramm auf die Beine stellen zu können, fehlen den Festivalmachern noch konkrete Ansagen von der Politik. Erst letzte Woche wandten sich vierzig Klassikfestivals aus ganz Deutschland, darunter auch das Mozartfest Würzburg, in einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Die Unterzeichner fordern eine Gleichbehandlung von Kultur mit Sport, Kirchen und Wirtschaft. Die Veranstalter wollen, dass von den Verantwortlichen "Pläne gemacht werden, die auch auf die Veranstalterbranche anwendbar sind", sagt Evelyn Meining, Intendantin des Mozartfestes Würzburg im Gespräch mit BR-KLASSIK. "Genauso wie man definiert, wie ein Klassenzimmer mit Schülern wieder funktionieren kann, kann man auch definieren, wie ein Raum für die Zusammenkunft von Künstlern und Besuchern beschaffen sein muss, damit eine Veranstaltung stattfinden kann."

Wann, wenn nicht jetzt, brauchen die Menschen Kunst, Musik und Kultur?!
Evelyn Meining, Intendantin des Mozartfestes Würzburg

Was fällt unter "Großveranstaltungen"?

Evelyn Meining, seit 2014 Intendantin des Mozartfestes Würzburg | Bildquelle: Evelyn Meining Mit der angeordneten Absage der "Großveranstaltungen" fühlten sich Veranstalter wie das Mozartfest Würzburg nicht ausreichend informiert. Der Begriff "Großveranstaltung" sei viel zu pauschal und sage gar nichts aus, so die Intendantin Evelyn Meining. Solche Ungenauigkeiten in den Angaben würden die Festivals vor große finanzielle Probleme stellen, sagt Meining weiter. Das Würzburger Festivalteam ist gerade damit beschäftigt, die zu über 83 Prozent bereits verkauften Karten rückabzuwickeln. Gleichzeitig arbeiten die Macher mit großem Einsatz daran, Teile des Programms in abgewandelter Form anbieten zu können. Eine schwere Aufgabe, wenn die Planungssicherheiten fehlen: "Wir brauchen einheitliche, verbindliche Zahlen und vor allen Dingen Ansagen, wie lange das zunächst gelten soll. Es ist uns allen klar, dass wir in einem dynamischen Prozess sind, aber ohne Zahlen und Regelungen, die verbindlich mal eine gewisse Zeit gelten, können wir gar nichts machen", so Evelyn Meining.

Mozartfest Würzburg - Plan B

Mit der Ausarbeitung eines Alternativprogramms will man sich in Würzburg weiterhin an das angedachte Festivalmotto "Widerstand, Wachsen, Weitergehen" halten. Das ursprüngliche Konzept des Würzburger Mozartfests 2020 nimmt das 250. Geburtstagsjubiläum Ludwig van Beethovens zum Anlass, um Bezüge zwischen Leben und Wirken Mozarts und Beethovens herzustellen. Bei der konkreten Umsetzung setzt sich das Mozartfest Würzburg das Ziel, einerseits den behördlichen Auflagen zu entsprechen und andererseits Musik nicht nur in den digitalen Raum zu verlagern. "Wir überlegen, was im offenen Raum stattfinden kann, wo Menschen Abstände einhalten können", sagt Evelyn Meining – also kleindimensionierte Veranstaltungen, Konzerte an der frischen Luft. Es gäbe bereits Pläne für Kirchturm-Konzerte oder einen Musik-LKW mit einer mobilen Bühne. Auch das vom 13. bis 16. Juni geplante "MozartLabor" im Exerzitienhaus Himmelspforten soll stattfinden. Die Veranstaltungsreihe versammelt Vorträge, Diskussionsrunden und Konzerte im intimen Rahmen.

Die Durchführung der kleineren Konzertformate betreffe in erster Linie die Künstler, die die damit verbundene Gagen am nötigsten bräuchten, sagt Evelyn Meining. Es gehe dabei häufig um Freiberufler, die von ihren Monatshonoraren leben und keine Festanstellung im Rücken haben. "Da kommen also gleich zwei Aspekte unserer Überlegungen zusammen."

Sendung: "Leporello" am 24. April 2020 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK