Endlich wieder Konzerte! Nach dem Lockdown soll es auch für die Kultur wieder losgehen. Nur wie? Das müsse jetzt konkret geplant werden, fordert der Bayerische Musikrat. Für die Vorbereitung des Neustarts im Musikleben will er Politik und Fachverbände zusammenbringen. BR-KLASSIK hat mit Marcel Huber, dem Präsidenten des Bayerischen Musikrats, gesprochen.
Die Verlängerung des Lockdowns ist zermürbend für Künstlerinnen und Künstler. Es fehlt eine Perspektive. Deshalb fordert der Bayerische Musikrat jetzt von den Politikern: Zeit nutzen, um eine Öffnung des Musikbetriebs für die Zeit danach vorzubereiten. Nur so könne der Neustart zeitnah gelingen.
"Wir fordern nicht, dass einfach aufgemacht wird. Das wäre verantwortungslos", betont Marcel Huber im BR-KLASSIK-Interview. Das Risiko für einen dritten und vierten Lockdown sei zu groß. Vielmehr gehe es darum, sich gut auf die Öffnung vorzubereiten. Das bedeutet konkret: "Wir fordern, dass die vorhandenen Studien zur Aerosolausbreitung bei Sängern oder Musikinstrumenten gebündelt und vervollständigt werden. Daraus ließe sich schon jetzt – während des Lockdowns – ein Szenario beschreiben, das wissenschaftlich-evidenzbasiert eine Öffnung definiert", so Marcel Huber. Dazu gehören beispielsweise fundierte Kenntnisse darüber, was jeweils an Raumvolumen, Abständen etc. nötig sei, um den Musikbetrieb wieder aufnehmen zu können. "Das ist unsere Forderung!"
Wir fordern, dass die Studien gebündelt und vervollständigt werden.
Der Bayerische Musikrat hat der Politik seine Hilfe angeboten. Fachverbände und Politiker sollen den Neustart gemeinsam vorbereiten, schlägt Marcel Huber vor: "Wir bieten an, dass sich Fachleute, die sich schon intensiv mit dem Thema befasst haben, an einem runden Tisch beteiligen, um dieses Wiedereinstiegsszenario zu beschreiben." Neben dem medizinischen Fachwissen sei auch wichtig, einschätzen zu können, was für Musiker realistisch ist. Das betreffe beispielsweise Übungsbedingungen draußen oder den Aufbau von Konzertsälen. "Das beizutragen, ist unser Angebot", so Huber.
Die deutschen Kulturminister haben vor zwei Wochen einen dreistufigen Plan zur Öffnung kultureller Einrichtungen nach dem Lockdown vorgelegt. Es handelt sich dabei um einen Vorschlag. Er sieht vor, dass Konzertsäle und Opernhäuser erst nach außerschulischen Bildungseinrichtungen, Museen und Bibliotheken wieder öffnen dürfen. Der Bayerische Musikrat will daran mitarbeiten, diesen Plan für Bayern passend zu gestalten und so einen möglichst schnellen aber gleichzeitig auch verantwortungsbewussten Wiedereinstieg in einen geregelten Musikbetrieb zu ermöglichen. Marcel Huber ist überzeugt: "Mir kann niemand erzählen, dass zum Beispiel im Gasteig bei einer Belegung mit nur 500 Zuhörern mit Maske und ohne sich selbst zu artikulieren ein vergleichbares Infektionsrisiko herrscht, wie wenn man ohne Maske am Wirtshaustisch sein Abendessen einnimmt und sich dabei lebhaft unterhält."
Sendung: "Leporello" am 18. Februar 2021 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK