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Nike Wagner über den Fall Siegfried Mauser "Böswillige Intrige"

Im Rahmen eines Gesprächsabends am Theater Heidelberg verteidigt Nike Wagner ihren Freund Siegfried Mauser. Sie sieht ihn als Opfer einer Hochschul-Intrige. Bernd Redmann, Präsident der Münchner Musikhochschule, stellt dagegen in einem offenen Brief klar: Auch große Kunst rechtfertige keine Straftaten.

Bildquelle: picture alliance / dpa

Das RNZ-Forum ist ein regelmäßiger Gesprächsabend, zu dem der Chefredakteur der Rhein-Neckar-Zeitung, Klaus Welzel, ins Theater Heidelberg einlädt. Am 22. November war hier Nike Wagner zu Gast, Urenkelin von Richard Wagner und Intendantin des Beethoven-Fests Bonn. Es ging um ihre Familie und ihre Karriere - aber schließlich auch um den Pianisten und ehemaligen Rektor der Musikhochschule München, Siegfried Mauser, über den Wagner sagt: "Wir sind seit Jahren befreundet, er ist ein exzellenter Wissenschaftler, Pianist und ein wunderbarer Vermittler von Musik."

Nike Wagner: Mauser ist Opfer einer Hexenjagd

Der wegen sexueller Nötigung verurteilte Mauser durfte in Räumlichkeiten der Uni Heidelberg nicht auftreten. Nike Wagner selbst hatte ihn im Frühjahr dieses Jahres auf öffentlichen Druck hin beim Beethoven-Fest ausladen müssen. Nike Wagner ist der Auffassung, so zitiert sie die RNZ, dass an Mauser ein Exempel statuiert werden solle. Sie sieht ihn als Opfer einer Hexenjagd.

Mauser sei kein Gewalttäter und habe sich weder an Minderjährigen noch an Abhängigen vergangen. Wagner spricht auch von einer "böswilligen Intrige" im Innern der Münchner Musikhochschule. In die gleiche Kerbe hat bereits auch Mausers Ehefrau geschlagen, die ihren Mann als Opfer eines Komplotts eines konkurrierenden Professors sieht.

Frauen, die einen Job wollen, sind auch nicht immer nur Engel.
Nike Wagner, zitiert in der RNZ am 24. November 2018

Wagner kritisiert auch die #metoo-Bewegung: Sie sehe zwar die Diskussion als wichtig für die Gesellschaft an, doch verwahre sie sich gegen den "scheinheiligen neuen Puritanismus amerikanischer Provenienz".

Offener Brief an Nike Wagner

Mit einem offenen Brief an Nike Wagner reagierte nun Bernd Redmann, aktueller Präsident der Hochschule für Musik und Theater München, deutlich auf die Aussagen Wagners.

Prof. Dr. Bernd Redmann, amtierender Präsident der Hochschule für Musik und Theater München | Bildquelle: Hochschule für Musik und Theater Redmann stellt klar, auch große Kunst schütze Menschen nicht davor, strafbare Handlungen zu begehen: "Herr Mauser wurde in diesem Herbst rechtskräftig wegen sexueller Nötigung mit Gewalt zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. In einem zweiten Verfahren wurde er erstinstanzlich wegen sexueller Nötigung mit Gewalt zu zwei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Dieses Urteil ist aktuell noch in der Revision. Unabhängig vom Ausgang dieses zweiten Verfahrens ist schon heute klar: Siegfried Mauser hat sich strafbar gemacht."

Er hat unserer Hochschule Schaden zugefügt.
Bernd Redmann über Siegfried Mauser

Die Relativierungsversuche von Nike Wagner diskreditierten alle Betroffenen von sexueller Belästigung und Gewalt. Redmann legt weiter dar, dass "all diejenigen, welche die Verfolgung strafbaren Handelns von Herrn Mauser als 'böswillige Intrige' oder gar als 'Hexenjagd' der Hochschule für Musik und Theater München beschreiben", es sich zu einfach machten. Es ginge darum: "Der langjährige Präsident einer renommierten Kulturinstitution, ein geschätzter Musiker, Musikwissenschaftler und Kämpfer für die Neue Musik, hat sich strafbar gemacht. Er hat seine herausgehobene Position ausgenutzt. Und er hat unserer Hochschule dadurch Schaden zugefügt."

"Der Mythos vom künstlerische Genie"

Redmann schließt sein Schreiben mit einem deutlichen Appell, Künstlern keine Sonderrechte zu gewähren: "Der Mythos vom künstlerischen Genie, dem alles erlaubt ist, die Tradition des Opfers, das selbst an allem die Schuld trägt, oder ein Verharmlosen von Vorfällen sind falsch und aus der Zeit gefallen."