Die Orgel gilt als Königin der Instrumente und ist das größte aller Musikinstrumente, das tiefste und höchste, das lauteste und leiseste. Seit 2017 sind Orgelmusik und Orgelbau durch die UNESCO als Immaterielles Kulturerbe anerkannt. Allein in Deutschland gibt es etwa 50.000 Orgeln. Für das Jahr 2021 ist die Orgel von den Landesmusikräten zum "Instrument des Jahres" gekürt worden. Wir haben zehn spannende Fakten über die Orgel für Sie gesammelt.
Die "Boardwalk Hall Auditorium Organ" steht in Atlantic City. Sie wurde zwischen Mai 1929 und Dezember 1932 von der Orgelbauwerkstatt Midmer-Losh erbaut. Der Gigant verfügt über unglaubliche 450 Pfeifenreihen, 1.250 Registertasten und sieben Manuale. Theoretisch sind den Klangfarben also keine Grenzen gesetzt. Praktisch sieht es anders aus: Das Orgel-Monstrum ist zum größten Teil nicht funktionstüchtig. Die Kombination verschiedener Register lief noch nie einwandfrei, Hurricane-Schäden und Asbest erschweren die Instandhaltung. Dank einer Spendenkampagne soll hoffentlich 2023 die volle Funktionsfähigkeit wieder hergestellt sein. Als größte spielbare Orgel der Welt gilt deswegen derzeit die Wanamaker-Orgel in Philadelphia.
Die meisten deutschen Orgeln stehen in Kirchen, Konzert- oder Wohnhäusern. Die größte Orgel Deutschlands befindet sich im Passauer Dom St. Stephan (229 Register, 326 Pfeifenreihen). Die kleinste deutsche Domorgel hat Naumburg. Einfache Formen des Instruments finden sich aber auch als Drehorgeln in Fußgängerzonen oder auf Jahrmärkten, etwa als Ausstattung von Karussellen.
Es gibt tatsächlich Freiluft-Pfeifenorgeln, die das ganze Jahr über Wind und Wetter trotzen müssen. Zu den größten ihrer Spezies gehört die Orgel im Balboa Park von San Diego (USA). Sie wurde 1915 erbaut und bis heute ziehen San Diegos Freiluft-Orgelkonzerte massenweise Zuhörer an. Die Orgel wird außerdem gerne von Schulklassen besucht, um einen Einblick in die Orgelwelt bekommen.
Wenn die Leute nicht zur Orgel kommen, dann muss die Orgel zu den Leuten kommen, dachte sich die Orgelbaufirma Hoffmann aus Ostheim in der Rhön und baute im Jahr 1998 eine fahrbare Orgel in einen LKW hinein. Damit das Instrument das Leben auf der Straße unbeschadet übersteht, verfügt es über eine spezielle Luftfederung und Niveauregulierung. Außerdem wird die Orgel gegen Insekten geschützt. Da die Traktur der Orgel elektrisch funktioniert, kann der Spieltisch beliebig im Umkreis des LKW aufgestellt werden und ist über ein Kabel mit dem Instrument verbunden. So kann die Orgel theoretisch überall zum Einsatz kommen, sei es auf Marktplätzen oder Streuobstwiesen. Einzige Einschränkung: Wetterkapriolen oder begrenzte Zufahrtsmöglichkeiten für den LKW.
Und damit sind keine klanglichen Schwebungen oder gar verstimmte Orgeln gemeint! Einige Orgeln schweben buchstäblich durch den Kirchenraum oder Konzertsaal. Das Prinzip ähnelt einem Luftkissenboot: Unter der Orgel sind Gummibehälter angebracht, die mittels Kompressoren so weit aufgepumpt werden, bis das schwere Instrument Millimeter über dem Boden schwebt. Ferngesteuerte Traktoren bewegen es dann an jeden beliebigen Platz der Kirche oder Bühne. Weltweit gibt es vier schwebende Luftkissen-Orgeln. Eine davon steht in Deutschland: in der Klosterkirche in Alpirsbach.
Mit mehr als 800 bespielbaren und 1.435 dokumentierten Orgeln ist Berlin die größte Orgelstadt Deutschlands. Die Bandbreite ist entsprechend: Eine der Orgeln wurde im Jahr 1755 für Prinzessin Anna Amalie von Preußen erbaut. Die Orgel im Berliner Dom wiederum stammt aus dem Jahr 1905 und war damals mit 113 Registern und 7.269 Pfeifen die größte Orgel Deutschlands. Die europaweit einzigartig "Migthy Wurlitzer" steht im Berliner Musikinstrumentenmuseum. Und im Babylon-Kino befindet sich die einzige am originalen Standort erhaltene Kino-Orgel Deutschlands. Über 80 Orgelbauer haben in Berlin ihre Spuren hinterlassen. Fünf Orgelbauer und ein Drehorgelbauer haben auch heute noch Ihren Sitz in Berlin.