Der liebestolle, dicke, alte Falstaff wird zum Gespött einer Frauen-Intrige. Giuseppe Verdis komische Oper feierte nun in Wien Premiere. Regisseur David McVicar schuf eine sehr opulente Inszenierung - auf Wunsch des Dirigenten Zubin Mehta. Das Ergebnis: Optisch ansprechend und musikalisch präzise.
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Eigentlich wollte Verdi nach dem Fiasko von "Il giorno di regno" nie wieder eine komische Oper schreiben. Dann aber komponierte er als letzten krönenden Höhepunkt seines Lebens - Gott sei Dank - doch noch "Falstaff". Am Ende der Oper kommt Verdi zu dem Schluss, dass alles im Leben Spaß ist. Und diesen Spaß teilt Regisseur David McVicar - auch in diesem Fall ein Garant für opulente, ja naturalistische Inszenierungen.
David McVicars "Falstaff" ist - wie sich das gehört - der letzte der sogenannten "edlen" Ritter, der in die Cromwell-Epoche stolpert. Die Handlung aus diesem historischen Kontext herauszureißen, kommt daher für McVicar auch nicht in Frage. Und so ziert neben dem Stammbaum Falstaffs als Bühnenvorhang auch ein Portrait von Elisabeth I. die Bühne. Die Bühnenbilder von Charles Edwards sind - ob es nun der "Gasthof zum Hosenband", Fords Haus oder der Park von Windsor vor der großen Eiche ist - alle in geschmackvollen Erdtönen gehalten und sehr historisch, fast wie ein Gemälde aus der Zeit der Handlung. Ähnlich gestaltet sind auch die Kostüme von Gabrielle Dalton.
"Falstaff" in Wien - die Premiere in Bildern.
Am Pult des Staatsopernorchesters steht Altmeister Zubin Mehta, der erst im April seinen 80. Geburtstag feierte und nach acht Jahren Abwesenheit wieder an die Wiener Staatsoper zurückgekehrt ist. Für seine - wie er selbst sagt - letzte "Falstaff"-Neuinszenierung hat sich Mehta diese optisch opulente Realisierung in der Zeit gewünscht. Er setzt auf gestochen präzise, flotte Tempi und hat Sänger wie Orchester vollkommen im Griff, was gerade bei "Falstaff" so wichtig ist.
"Tutto nel mondo è burla" - "Die ganze Welt ist Spaß". Dieser Schlusssatz liegt auch der Inszenierung von David McVicar und dem Dirigat von Zubin Mehta zu Grunde. Das Publikum hat das Motto dankbar angenommen und am Ende mit diesmal wirklich nicht enden wollenden Ovationen quittiert. Die Wiener Staatsoper ist um eine optisch ansprechende, praktikable Inszenierung reicher.
Premiere war am 4. Dezember, weitere Termine und Informationen unter wiener-staatsoper.at
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