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Schlagersänger und Opernstar René Kollo zum 80. Geburtstag

Ernste und leichte Musik - Berührungsängste mit beiden Genres kennt René Kollo nicht. Für ihn gibt es nur gute und schlechte Musik. Am 20. November feiert der gebürtige Berliner, der sich in Wagner-Rollen genauso wohl fühlt wie als Schlagersänger und auf der Showbühne, seinen 80. Geburtstag.

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Siegfried stammt keineswegs von Mime, sondern von Siegmund ab - und der von Wotan, wie Wagnerianer wissen. Die Vorfahren von René Kollo, dem bedeutendsten Wagner-Tenor der 70er- und 80er-Jahre, waren keine Heldenfiguren der Oper, sondern gestandene Männer der Operette. Kein Wunder, dass Walter Kollos Enkel, Willi Kollos Sohn, die gehobene U-Musik wie selbstverständlich als Nachbarn der erhabenen E-Musik sah: als Sänger und einige Zeit lang auch als Showmaster im Fernsehen.

Kollo ist immer zwischen den zwei Fronten hin- und hergegangen, da es seiner Meinung nach unglaublich Schönes in der Klassik und auch in der Operette gäbe. Genauso gäbe es Langweiliges in der Klassik und auch in der Operette.

Es gibt in allen Fächern gute Dinge und schlechte Dinge. Nur weil Sie Klassik davor schreiben, sind sie noch nicht gut oder unterhaltend, haben sie noch keinen Wert.
René Kollo

Bilderbuchkarriere als Opernstar

René Kollo als Tristan | Bildquelle: © Unitel René Kollo hat es allen gezeigt. Seinen Anfängen als Schlagersänger folgte eine Bilderbuchkarriere als Opernstar. Die Bayreuther Festspiele wurden zum wesentlichen Wirkungszentrum für den Berliner, der seinen eigentlichen Namen Kollodzievsky, der Familientradition folgend, publikumswirksam verkürzt hatte. Patrice Chéreau und Jean-Pierre Ponnelle gehörten zu den Regisseuren, mit denen er auf dem Grünen Hügel Rollenprofile erarbeitete. An hochdekorierten und zumal dirigentisch herausragenden Schallplattenproduktionen war er maßgeblich beteiligt: 1970 am "Tannhäuser" unter Georg Solti in Wien und den "Meistersingern" unter Herbert von Karajan in Dresden, dort auch zehn Jahre später am "Tristan" unter Carlos Kleiber. Auf der Bühne eroberte sich Kollo sämtliche großen Tenorpartien Wagners vom Rienzi bis zum Parsifal, darüber hinaus so schwergewichtige Rollen wie Verdis Otello, Tschaikowskys Hermann oder Benjamin Brittens Peter Grimes. In reiferen Jahren zehrte er von enormen Kraftreserven.

Klassisches Singen richtig zu können, richtig zu wissen, dauert 20 Jahre. Man kann sowas nicht in drei Sekunden erklären.
René Kollo

Nicht jeder mag ihn: Stimmexperten monierten im Laufe seiner Sängerkarriere Defizite seiner Gesangstechnik, seinen Hang zu angestrengter Deklamation, durch die er eine gewisse Arroganz suggerierte. Kollo-Fans schätzten zwischen München und New York den Glanz und die Helligkeit seiner strahlenden Höhe. Mit ihr setzte er sich zumal in den Anfängen scheinbar unbekümmert, frisch und geradlinig den genretypischen Ausnahmezuständen auf der Bühne aus. Kein Zweifel: Ohne Kollo wäre die internationale Musikszene über gute 20 Jahre deutlich ärmer gewesen. Darauf darf er zu seinem Achtzigsten nun voller Stolz zurückblicken.