Die letzten Salzburger Osterfestspiele wurden wegen Corona in den Herbst verschoben, im nächsten Jahr sollen sie wieder planmäßig über die Osterfeiertage stattfinden. Dann, nach zehn Jahren, endet auch die Residenz der Sächsischen Staatskapelle mit ihrem Chefdirigenten Chrstian Thielemann in Salzburg. Am Mittwoch stellten Thielemann und der neue Intendant der Osterfestspiele, Nikolaus Bachler, gemeinsam das Programm für 2022 vor. Brisant, denn im Vorfeld hatte es zwischen den beiden mächtig gekracht.
Demonstrative Einigkeit zeigten der Intendant Nikolaus Bachler und der Dirigent Christian Thielemann bei der Pressekonferenz der Salzburger Osterfestspiele für das Frühjahr 2022. Als hätte es nie einen Konflikt zwischen den beiden gegeben, betonten sie nun, dass die harmonische Zusammenarbeit im Zeichen der Kunst sie zueinander gebracht habe. Thielemanns empörter Brief an den Aufsichtsrat? Anschließende Entscheidung der Festspiele, sich von Thielemann und der Dresdner Staatskapelle zugunsten von Bachler nach 2022 zu trennen? Alles scheint vergessen und vergeben.
"Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern", sagte Thielemann, Konrad Adenauer zitierend. "Wir verstehen uns blendend." Nikolaus Bachler meinte, man habe sich über die gemeinsame Arbeit "wiedergefunden" und wollte nicht ausschließen, dass Thielemann mit oder ohne Staatskapelle auch in Zukunft bei den Osterfestspielen präsent bleiben könnte.
Im Konzertprogramm wird Christian Thielemann die Neunte Symphonie von Anton Bruckner mit dem Te Deum und dem Hymnus "Vexilla regis" kombinieren, gesungen vom Chor des Bayerischen Rundfunks. Myung-Whun Chung dirigiert vom Klavier Beethovens Tripelkonzert, Tugan Sokhiev interpretiert die Leningrader Symphonie von Dmitri Schostakowitsch.
Noch-Intendant der Bayerischen Staatsoper, geschäftsführender Intendant der Salzburger Osterfestspiele und ab 2022 auch der neue künstlerische Leiter Nikolaus Bachler betonte, dass auch in Zukunft große Opern des Kernrepertoires mit der bestmöglichen Besetzung im Mittelpunkt der Festspiele stehen werden. Auf ein dominierendes Orchester möchte sich Bachler nicht mehr festlegen, sondern verschiedene Optionen offenhalten.
Neben Abschied von Salzburg kam auch Christian Thielemanns Abschied als Musikchef der Sächsischen Staatskapelle und der Dresdner Semperoper am Mittwoch zur Sprache. Thielemann kündigte an, erst am Rande der Bayreuther Festspiele im Juli über seine Zukunft nach dem Auslaufen seines Vertrags als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle im Jahr 2024 nachdenken zu wollen. Im Moment sei ihm "alles noch zu frisch", sagte er. Und betonte ausdrücklich, keinen Groll zu hegen. Die Musik sei ein schönes Mittel, "Dinge, die nicht so schön oder ungewohnt sind, zu vergessen", so Thielemann.
Die sächsische Staatsregierung hatte vor kurzem entschieden, Thielemanns bis 2024 laufenden Vertrag nicht zu verlängern.
Sendung: "Leporello" am 9. Juni 2021 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK