Bei einem Treffen mit Kulturschaffenden in Moskau am 21. Dezember 2017 bezeichnete der russische Präsident Wladimir Putin den Fall Serebrennikov als "sensibel". Die für Juli 2017 am Bolschoi-Theater geplante Uraufführung von Serebrennikovs Ballett "Nurejew" wurde abgesagt - regimekritische Beobachter vermuteten einen Zusammenhang mit der Darstellung von Homosexualität. Am 9. Dezember fand die Premiere aber doch noch statt.
"Wenn das Verfolgung wäre (...), würde dann sein Stück im Bolschoi-Theater gezeigt werden? Das wurde es aber", sagte Wladimir Putin am Donnerstag bei dem Treffen mit den Vertretern der russischen Kulturszene in Moskau. Seit August 2017 steht der Regisseur Kirill Serebrennikov unter Hausarrest. Ihm wird vorgeworfen, staatliche Fördergelder unterschlagen zu haben. Regierungskritische Kreise gehen jedoch davon aus, dass Serebrennikov mundtot gemacht werden soll.
Der russische Literaturkritiker Alexander Archangelski warf Putin bei dem Treffen am Donnerstag vor, das Vorgehen gegen Serebrennikov würde so wirken, als sollte es einschüchtern. Strafrechtlich seien die Vorwürfe nicht haltbar. Nach Serebrennikovs Festnahme im August meldeten sich mehrere Theaterleiter zu Wort und erklärten, es sei bei geltender Rechtslage nahezu unmöglich, Projekte mit staatlichen Zuschüssen ohne Verstöße abzurechnen. Putin ging auf den Vorwurf ein und gab zu, das Gesetz sei nicht optimal. Trotzdem müsse es eingehalten werden, solange kein besseres Gesetz verabschiedet wurde. Des Weiteren bezeichnete der russische Präsident den Fall Serebrennikow als "sensibel".
Bei der Uraufführung seines Balletts "Nurejew" im Dezember 2017 durfte Regisseur Serebrennikov nicht anwesend sein. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete das Ballett nichtsdestoweniger als "Stück von globaler Bedeutung". Die russische Nachrichtenagentur Tass zitierte seine Äußerung, aus kreativer und künstlerischer Sicht sei die Inszenierung ein Ereignis.
Sendung: "Leporello" am 22. Dezember 2017 ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK