Oscar Straus' Operette "Der tapfere Soldat" nimmt sich ein Stück von George Bernard Shaw zur Vorlage und spart nicht mit beißender Satire in alle Richtungen. Peter Konwitschny brachte das selten aufgeführte Opus am Gärtnerplatztheater München auf die Bühne. Premiere war am 14. Juni. Der Inszenierung mangelt es weder an Biss noch an Tempo.
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Mit Schokolade kennt sich der Mann aus, er ist ja Schweizer - allerdings auch mit Tretminen und Kriegsschiffen, er ist ja Waffenhändler. Finanziell also eine gute Partie, moralisch eine Zumutung, aber es ist ja zweieinhalb Stunden Zeit, darüber nachzudenken. Mal sehen, wie es ausgeht. Der heute wenig bekannte Oscar Straus hat mit seinem "Tapferen Soldaten" aus dem Jahr 1908 eine böse, rabenschwarze Satire auf Kriegshelden komponiert, nach einer Textvorlage von George Bernard Shaw. Das war in Deutschland ziemlich unpopulär - die Satire, nicht die Kriegshelden.
Deshalb war die Operette weder in Wien noch München ein großer Erfolg, am Broadway in New York und in Hollywood schon eher, da erhielt die Verfilmung 1942 drei Oscar-Nominierungen. Und heute? Funktioniert diese Art intellektueller Humor überhaupt noch? Helden sind ja nach wie vor gefragt, Raketen ständig in den Nachrichten. Regie-Altmeister Peter Konwitschny zeigt die abstruse Geschichte um den Schweizer Waffenhändler Bumerli, ein paar vertrottelte Offiziere und liebeshungrige Damen am Münchener Gärtnerplatztheater als herrlich abgründige Biedermeier-Posse. Ein Beziehungskrieg zwischen lauter Rüschen, Schleifen, Rosen und Galauniformen, der schließlich zwischen rauchenden Blindgängern in totaler Verwüstung endet.
Das irritierte ein paar Zuschauer, aber wenn Peter Konwitschny inszeniert, ist klar, dass es kein "bunter Abend" wird, sondern allenfalls ein "kunterbunter". Und so lässt er auch einen Kinderwagen mit ganz viel Spielzeug auf die Bühne schieben: Die Sprengköpfe werden mit Stofftieren verschönert. Die Welt ist infantil, und wird es immer bleiben, das hat der erklärte Pessimist Konwitschny häufig geäußert und hier auch überdeutlich inszeniert. Ausstatter Johannes Leiacker hatte überzeugend befremdliche Räume entworfen: Schemenhaft schimmert eine Art Licht-Graffiti im Hintergrund, später wuchert dort ein Büschel schwarzes Gras. Ein Bett steht im Mittelpunkt all dieser Manöver, wird fleißig überrannt, auskundschaftet und auch immer wieder durchbrochen wie feindliche Linien.
Sendung: "Allegro" am 15. Juni 2018 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
"Der tapfere Soldat"
München, Gärtnerplatztheater
Regie: Peter Konwitschny
Musikalische Leitung: Anthony Bramall
Infos zu Terminen und Vorverkauf finxden Sie auf der Homepage des Theaters.