Am 18. Januar hatte Richard Strauss' "Salome" am Theater an der Wien in der Inszenierung von Nikolaus Habjan Premiere. Habjan hat sich im Genre des Puppentheaters einen Namen gemacht, und ganz ohne Puppen kommt auch seine "Salome" nicht aus. Allerdings wirkt die Interaktion zwischen Menschen und Puppen ziemlich beliebig – sollte es ein Konzept geben, wird es nicht recht deutlich.
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Düster und schwül geht es an diesem Abend im Theater an der Wien zu. Auffällig kostümierte Soldateska stehen oder kauern herum, irgendwann sinken die Statisten zu Boden, vermutlich liegt es an Salomes unbändiger Energie, die den anderen selbige raubt. Salome wird gespielt, gesungen, durchlebt von Marlis Petersen. Schon in der Münchner Produktion von Krzysztof Warlikowski überzeugte sie als sinnlich-ungebändigtes Energiepaket, in Wien erlebt man nun ein wunderbares Déjà-vu und Deja-écouté. Marlis Petersen ist das Kraftzentrum dieser Premiere, wobei sie neben den üblichen Aufgaben einer Spitzensängerin auch noch recht Ungewöhnliches zu tun hat.
Jochanaan besitzt ebenfalls ein Double, welches ihm indes nicht sehr ähnelt, sondern eher wie eine unterernährte Jesus-Figur aussieht. Leider beginnen hier einige Unklarheiten, die Interaktion zwischen Menschen und Puppen wirkt im Laufe des Abends zunehmend beliebig. Man hat den Eindruck, dass es im Regiebuch ein genaues, tiefenpsychologisches Konzept gibt, wer sich wann wo und warum verdoppelt, spiegelt, verwandelt, doch vermittelt sich das nur teilweise. Stark und stimmig ist die Führung der zentralen Protagonisten, doch bei den kleineren Partien wirkt manches eher verstolpert, das berühmt-berüchtigte Judenquintett etwa wird zur arg peinlichen Slapstick-Nummer. Auf der Haben-Seite stehen tolle Licht- und Raumwirkungen.
Sendung: Allegro am 20. Januar ab 6.05 Uhr auf BR-KLASSIK
Informationen zu Terminen, Besetzung und Vorverkauf erhalten Sie auf der Homepage des Theaters an der Wien.