Wie klänge Beethovens 10. Symphonie, wenn sie nicht unvollendet geblieben wäre? Das kann man nun am 9. Oktober hören. Denn aus wenigen handschriftliche Skizzen des Komponisten hat ein Computer die Symphonie zu Ende komponiert – mit Hilfe künstlicher Intelligenz. Die mit Spannung erwartete Uraufführung findet am 9. Oktober mit dem Beethoven Orchester Bonn unter der Leitung von Dirk Kaftan statt.
Über 40 Skizzen hat Ludwig van Beethoven für seine Symphonie Nr. 10 hinterlassen, als er 1827 starb. Teilweise sind es nur kurze, unausgearbeitete Fragmente. Ist es wirklich möglich, aus diesen musikalischen Versatzstücken ein Werk im Sinne Beethovens zu komponieren? Ein Forscherteam um den Musikwissenschaftler Matthias Röder hat eine eigene Antwort auf diese Frage gefunden – mithilfe Künstlicher Intelligenz. "Wir haben die Skizzen in den Computer eingelesen und die Künstliche Intelligenz hat diese Skizzen fortgeführt," erklärt Röder im Gespräch mit BR-KLASSIK.
Es ist nicht so, dass man auf den Knopf drückt – und hinten kommt eine fertige Symphonie heraus.
Es gibt mittlerweile zahlreiche Versuche, Computer programmieren zu lassen. So wurde etwa die Unvollendete von Franz Schubert weitergeschrieben und im Februar 2019 in London uraufgeführt. Aber welchen Nutzen haben solche Forschungsprojekte für Musikerinnen und Musiker? "Komponistinnen und Komponisten können die Künstliche Intelligenz auch mit ihrer eigenen Musik trainieren", erklärt Röder. Wenn die Software ihren Stil kennt, kann sie als Werkzeug beim Kompositionsprozess helfen, indem sie etwa Passagen ausarbeitet oder neue Inspiration bringt. Das sei vergleichbar mit Assistenten oder Schülern von Komponisten der Vergangenheit, die auch häufig Partituren kopiert oder ausgearbeitet haben. "Und wer weiß, vielleicht finden ja so noch mehr Menschen zur Musik."
Sie können bei der Uraufführung von Beethovens 10. Sinfonie live dabei sein – das Konzert wird live und kostenlos im Internet übertragen.
Sendung: "Allegro" am 8. Oktober 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK